dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft

Merkel bleibt vor Gipfel hart - „Unabdingbar sind die 17“

Berlin (dpa) - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird beim EU-Gipfel in Brüssel auf den geforderten Änderungen der EU-Verträge besetehen. Es würden bei dem Treffen am Donnerstag und Freitag keine faulen Kompromisse gemacht, sagten hohe Regierungsbeamte am Mittwoch in Berlin. Merkel will nationale Schuldenbremsen einführen und im europäischen Recht verankern. Ferner sollen die Institutionen der Europäischen Union so gestärkt werden, dass sie die Mitgliedstaaten bei zu hoher Verschuldung zu einem harten Stabilisierungs- und Sparkurs zwingen können. Notfalls müsse der Gipfel verlängert werden. Ein hoher Diplomat betonte, Merkel sei ausdrücklich offen für eine Einigung über die Gruppe der 17 Euro-Staaten hinaus, sozusagen für ein „17 plus“. Es werde keine abgeschottete Eurozone angestrebt. Aber: „Unabdingbar sind die 17“, hieß es mit Blick auf Länder mit der Euro-Währung. Eine Eurogruppensitzung in der kommenden Woche sei denkbar.

Soffin-Reaktivierung nächste Woche im Kabinett

Berlin (dpa) - Die Bundesregierung will die Reaktivierung des vor einem Jahr stillgelegten staatlichen Bankenrettungsfonds Soffin bereits nächste Woche auf den Weg bringen. Er gehe davon aus, dass das nächste Woche im Kabinett sein müsste, sagte der Sprecher des Finanzministeriums, Martin Kotthaus, am Mittwoch in Berlin. Damit stünde ein Instrument bereit, um Banken notfalls zu stützen, sollten sie die bis Mitte 2012 geforderten höheren Kapitalanforderungen nicht selbst stemmen können. Die europäischen Banken müssen im Zuge der Euro-Schuldenkrise bis zum Sommer 2012 einen zusätzlichen Risikopuffer aufbauen und ihre Kernkapitalquote auf 9 Prozent anheben. Das sollen sie nach dem Willen der EU-Staaten zunächst selbst schaffen. Sollte dies nicht gelingen, können Staaten mit entsprechenden Instrumenten einspringen.

IATA: Europas Fluggesellschaften drohen 2012 massive Verluste

Genf (dpa) - Europas Fluggesellschaften drohen nach Einschätzung der Weltluftfahrt-Organisation IATA im kommenden Jahr tiefrote Zahlen. Unter dem Strich dürfte die Branche mit Größen wie Lufthansa, Air France-KLM, British Airways und Ryanair auf dem alten Kontinent einen Verlust von 600 Millionen US-Dollar (448 Mio Euro) einfliegen, kündigte IATA-Chef Tony Tyler am Mittwoch in Genf an. Sollte sich die europäische Staatsschuldenkrise zu einer Bankenkrise ausweiten, würde dies die Branche nach Berechnung der IATA mit mehr als acht Milliarden Dollar in die roten Zahlen reißen, gut die Hälfte davon in Europa. „Die Aussichten sind sehr schwierig, vor allem für die europäischen Fluggesellschaften“, sagte Tyler. Neben dem schwachen wirtschaftlichen Umfeld machen den Unternehmen die Ticketsteuern in Deutschland und anderen Staaten zu schaffen. Ab Januar 2012 kommen voraussichtlich neue Kosten für Emissionsrechte hinzu, die die EU für Flüge in und aus der Union verlangen will.

Landesbanken im EBA-Stresstest am Pranger

Frankfurt/Hannover (dpa) - Der laufende europäische Bankenstresstest wird für die deutschen Landesbanken ungemütlicher als erhofft. Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) ist nach dpa-Informationen vom Mittwoch bei dem Test aus formalen Gründen durchgefallen, ähnlich könnte es laut Medienberichten bei der NordLB aussehen. Die Ergebnisse der europäischen Bankenaufsicht EBA werden am Donnerstag oder Freitag erwartet. Ursache für die schlechtere Bewertung der beiden Landesbanken sind nach Informationen aus Finanzkreisen nicht neue Kapitallöcher, sondern Formalitäten: Die EBA erkennt nach neuesten Vorgaben Maßnahmen zur Stärkung des Eigenkapitals nur an, wenn diese bis zum Stichtag 30. September 2011 vollzogen worden sind. Sowohl bei der Helaba als auch bei der NordLB wird die bereits beschlossene Kapitalstärkung der Träger erst zum Jahresende wirksam.

Erfolgsverwöhnte Chemie erwartet 2012 nur noch Mini-Wachstum

Frankfurt/Main (dpa) - Nach dem rekordträchtigen 2011 blickt die deutsche Chemie-Industrie nur verhalten auf das kommende Jahr. Der Umsatz werde voraussichtlich noch um 2 Prozent, die Produktion nur um 1 Prozent steigen, prognostizierte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) am Mittwoch in Frankfurt. Auch die Preise sollen nur noch um 1 Prozent klettern, während die Investitionen in etwa auf dem Niveau von 2011 liegen. VCI-Präsident Klaus Engel nannte vor allem die ungelösten Währungskrisen im Euro-Raum und den USA als dämpfenden Faktor, der Konsumenten und Unternehmen verunsichere. Von einer Krisenstimmung könne aber in der nach Fahrzeug- und Maschinenbau drittgrößten deutschen Industriebranche nicht die Rede sein, meinte Engel, der mit einem gesamtwirtschaftlichen Wachstum von rund einem Prozent rechnet.

Saab haarscharf vor dem Aus: Antrag auf Ende der Sanierung

Stockholm/Detroit (dpa) - Der endlos scheinende Kampf gegen das Aus beim Autohersteller Saab geht in eine neue und wahrscheinlich in die letzte Runde. Wie das schwedische Unternehmen am Mittwoch in Trollhättan mitteilte, hat der von einem Gericht eingesetzte Zwangsverwalter Guy Lofalk den Abbruch des bisher freiwilligen Sanierungsverfahrens mit Gläubigerschutz beantragt. Das Management um den bisherigen Eigner Victor Muller will weiter um ein Überleben mit Hilfe des chinesischen Autokonzerns Youngman kämpfen. Lofalk hatte seit Anfang der Woche öffentlich erklärt, dass er das „Ende des Weges“ für erreicht halte, weil Saab über keine Mittel verfüge und es keine realistische Aussicht auf einen baldigen Neustart der Produktion gebe.

ADAC: Autofahrer erlebten teuerstes Tank-Jahr aller Zeiten

Hamburg/München (dpa) - Autofahrer haben noch nie so viel fürs Tanken zahlen müssen wie in diesem Jahr. Der ADAC geht von einem Durchschnittspreis in Höhe von 1,52 Euro pro Liter Superbenzin und von 1,41 Euro für Diesel aus. Der Automobilclub bestätigte einen entsprechenden Bericht der „Bild“-Zeitung (Mittwoch). „Beim Diesel ist der Anstieg besonders deutlich zu spüren“, sagte ADAC-Sprecher Klaus Reindl in München. Aufgrund unterschiedlicher Steuersätze müsste der Abstand zwischen Benzin und Diesel eigentlich 22 Cent je Liter betragen, tatsächlich liege er derzeit aber nur bei vier bis fünf Cent. „Das bedeutet, dass hier die Mineralölkonzerne ganz kräftig in die Taschen der Autofahrer greifen“, kritisierte Reindl. Diesel sei überteuert.

Lehman-Gläubiger können auf Geld hoffen

New York (dpa) - Die Gläubiger der zusammengebrochenen US-Investmentbank Lehman Brothers dürfen langsam mit einer Entschädigung rechnen. Nachdem am Dienstag der zuständige New Yorker Insolvenzrichter James Peck einem überarbeiteten Insolvenzplan zugestimmt hat, wird mit ersten Auszahlungen Anfang kommenden Jahres gerechnet. Insgesamt soll verbliebenes Vermögen von rund 65 Milliarden Dollar ausgeschüttet werden. So sieht es der überarbeitete Insolvenzplan vor. Allerdings wird das Geld nicht auf einen Schlag fließen. Die Bank hat nur einen Teil des Vermögens noch in bar in der Kasse. Der überwiegende Teil sind Immobilien, die erst noch verkauft werden müssen. Damit könnte es sich noch Jahre hinziehen, bis bei Lehman Brothers endgültig die Lichter ausgehen. Lehman Brothers war im September 2008 wegen missglückter Spekulationen auf dem US-Häusermarkt zusammengebrochen.

Griechisches Parlament billigt Sparhaushalt 2012

Athen (dpa) - Das griechische Parlament hat den Sparhaushalt 2012 für das pleitebedrohte Euro-Land mit großer Mehrheit gebilligt. Dafür stimmten nach fünftägiger Debatte in der Nacht zum Mittwoch 258 Abgeordnete der Sozialisten, der Konservativen und der Utrakonservativen, die die Regierung unter dem Finanzexperten Lucas Papademos unterstützen. Dagegen votierten 41 kommunistische, linksgerichtete und unabhängige Abgeordnete, wie Parlamentspräsident Filippos Petsalnikos mitteilte. Athen hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, im kommenden Jahr keine neuen Schulden mehr zu machen, wobei Zinszahlungen für frühere Kredite nicht berücksichtigt sind. Harte Einsparungen im staatlichen Bereich und Privatisierungen in großem Stil sollen dazu umgesetzt werden.

Citigroup baut 4500 Jobs ab

New York (dpa) - Die Schuldenkrise fordert die nächsten Opfer an der Wall Street: Die US-Großbank Citigroup will in den kommenden Quartalen etwa 4500 Stellen streichen. Das kündigte Firmenchef Vikram Pandit am späten Dienstag (Ortszeit) auf einer Investorenkonferenz in New York an. Zuletzt waren bei der Citigroup rund 267 000 Menschen beschäftigt. Die Bankenwelt leidet unter den Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten. Auch andere Häuser hatten bereits massive Entlassungen angekündigt. Alleine beim direkten Citigroup-Rivalen Bank of America fallen in den kommenden Jahren 30 000 Jobs weg. Die Deutsche Bank streicht 500 Arbeitsplätze im Investmentbanking.

Vorsichtige Töne vor EU-Gipfel drücken Dax ins Minus

Frankfurt/Main (dpa) - Vorsichtige Töne vor dem EU-Gipfel haben den zwischenzeitlichen Optimismus am Mittwoch wieder gedämpft und den Dax deutlich ins Minus gedrückt. Im frühen Handel hatte der deutsche Leitindex noch von der Hoffnung auf entschiedene Schritte zur Lösung der Euro-Schuldenkrise profitiert und war bis auf 6137 Punkte gestiegen. Bis zum Nachmittag rutschte das Kursbarometer wieder unter 6000 Punkte und verlor 0,75 Prozent auf 5984 Punkte. Der MDax fiel um 0,71 Prozent auf 8881 Punkte und der TecDax sank um 0,84 Prozent auf 688 Punkte. Am deutschen Rentenmarkt fiel die durchschnittliche Rendite der börsennotierten Bundeswertpapiere auf 1,75 (Vortag: 1,81) Prozent. Der Kurs des Euro ist gefallen: Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3377 (Dienstag: 1,3394) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7476 (0,7466) Euro.

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