"Dunkle Wolken" über der Automobilbranche

Weltweite Konflikte, Probleme in den Zukunftsmärkten und ein harter Preiskampf belasten die Geschäfte.

"Dunkle Wolken" über der Automobilbranche
Foto: dpa

Düsseldorf. In der erfolgsverwöhnten Autobranche taucht ein Wort immer häufiger auf: Unsicherheit. Zwar machen Daimler, BMW, VW & Co. nach wie vor glänzende Geschäfte, weltweit gesehen läuft die Autokonjunktur rund — aber die Risiken haben zugenommen. „Insgesamt wird die See unruhiger und ungemütlicher“, sagt Peter Fuß vom Beratungsunternehmen Ernst & Young. Und der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer meint: „Die dunklen Wolken sind schon da.“

"Dunkle Wolken" über der Automobilbranche
Foto: dpa

Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 kam es in vielen Regionen der Welt zu einem Nachholeffekt, viele Menschen kauften wieder ein neues Auto. Diese Wirkung lässt nun nach, es tritt eine Normalisierung ein, wie Fuß erläutert: „Gut möglich, dass wir den Höhepunkt der weltweiten Erholung des Automobilmarktes bereits überschritten haben.“

Zwar brummt das Geschäft in den Kernmärkten USA und China. Doch das Wachstum im Reich der Mitte verlangsamt sich, wenn auch auf einem immer noch hohen Niveau. Dazu kommt, dass Chinas Preiswächter die Praktiken der ausländischen Autokonzerne und ihrer chinesischen Partner im Ersatzteilgeschäft unter die Lupe nehmen. „China birgt die größten Risiken, theoretisch und weil die Bedeutung so enorm geworden ist“, sagt Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler — die Probleme bei den Ersatzteilen seien aber noch nicht „dramatisch“.

Zu den Unsicherheitsfaktoren zählen auch der Ukraine-Konflikt und der „Handelskrieg“ des Westens mit Russland — der sich noch verschärfen könnte. Der russische Automarkt ist bereits eingebrochen. Autoexperte Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen sieht aber auch negative Folgen für die Konjunktur in Westeuropa. Nämlich dann, wenn die Kunden aus Sorge vor einer Eskalation und einer unklaren Zukunft keine größeren Anschaffungen machen.

„Wir dürfen Russland und die Ukraine nicht isoliert sehen“, sagte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), am Dienstag. Das Thema drücke „auf die Psychologie der internationalen Märkte“. Wissmann sprach von „wachsenden Wolken am weltweiten politischen Horizont“.

Auch die Pkw-Massenmärkte Italien und Frankreich könnten wirtschaftlich in schwierigeres Fahrwasser geraten. In wichtigen Schwellenländern ist der Absatz bereits stark zurückgegangen — vor allem in Brasilien, dem viertgrößten Automarkt der Welt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort