EADS verdoppelt Gewinn

Paris (dpa) - Glänzende Gewinne zum Abschied: Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS hat seinem scheidenden Chef Louis Gallois dank neuer Rekorde bei Flugzeugverkäufen eine Erfolgsbilanz beschert.

Die Gewinne wurden im abgelaufenen Jahr fast verdoppelt und übertrafen damit noch die Schätzungen der Analysten. Auf ein Schreiben des Luft- und Raumfahrtkoordinators der Bundesregierung, Peter Hintze, an seinen Nachfolger Tom Enders mit Kritik an der Unternehmenspolitik reagierte er heftig. „Wir lehnen jede unangemessene Einmischung ab“, sagte Gallois. Hintze hatte auf Überlegungen reagiert, Teile der Konzernzentralen in Ottobrunn und Paris nach Toulouse zu verlegen.

„Es gibt innerhalb der EADS keine Spannungen, was für mich wichtig ist. Wir brauchen den Dialog (mit den Anteilseignern), aber wir lehnen unangemessene Einmischung ab“, betonte Gallois, der die Unabhängigkeit des europäischen Konzerns mit Wurzeln in Deutschland, Frankreich, England und Spanien entschieden verteidigte. Die Bundesregierung sei offen für Diskussionen - das sei genau der richtige Weg, sagte Gallois aber auch. Auslöser für den Streit war der Brief Hintzes, in dem dieser sich für die deutschen Interessen im Airbus-Mutterkonzern stark macht.

Vor allem dank der anhaltenden weltweit starken Flugzeugnachfrage kletterte der Überschuss um 87 Prozent auf gut eine Milliarde Euro, wie EADS am Donnerstag in Paris berichtete. Den Aktionären winkt daher eine gut doppelt so hohe Dividende wie im Vorjahr: Sie soll von 22 auf 45 Cent je Aktie steigen. An der Börse sorgten die Zahlen für ein Kursfeuerwerk: EADS-Aktien verteuerten sich zeitweilig um mehr als neun Prozent.

Der 68-jährige Gallois wird am 1. Juni altersbedingt sein Amt an den bisherigen Airbus-Chef Tom Enders übergeben. Überschattet ist der Stabwechsel vom Streit um eine strategische Neu-Ausrichtung des europäischen Airbus-Mutterkonzerns.

Mit Blick auf Pläne seines Nachfolgers Tom Enders, die EADS-Zentralen von Paris und Ottobrunn bei München am südfranzösischen Airbus-Sitz in Toulouse zusammenzulegen, meinte er: „Wir ziehen nicht aus Paris oder Ottobrunn ab, es wird dort weiter Aktivitäten geben. Aber Tom hat beschlossen, dass sein Schwerpunkt in Toulouse sein wird.“

Gallois betonte, dass sich EADS als erfolgreicher Zusammenschluss von vier nationalen mittelgroßen Unternehmen zu einem europäischen Marktführer an den Anforderungen des Konzerns orientiere, aber auch als verantwortungsbewusste Firma die Aktionärs-Interessen im Auge habe. „Was wir brauchen, ist gegenseitiges Vertrauen. Wir müssen aufhören mit den Missverständnissen.“ Innerhalb des Unternehmens habe man da die gleiche Sicht. EADS habe Hightech-Jobs geschaffen, in einem fairen Verhältnis auch in Deutschland. „Wir wollen diese Dynamik schützen und weiter ausbauen“, betonte Gallois.

Fürs laufende Jahr stellte Gallois weitere Steigerungen bei Erlösen und Gewinn in Aussicht. Im Jahr 2011 kletterte der Umsatz um sieben Prozent auf 49,1 Milliarden Euro. Der operative Gewinn legte trotz teurer Verzögerungen beim neuen Großraumjet A350 um 38 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro zu. Einmaleffekte herausgerechnet, stieg er sogar um 76 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Die Gewinnspannen seien aber noch nicht zufriedenstellend und sollten gesteigert werden.

Die Probleme mit feinen Haarrissen in einigen Teilen der Tragflächen des Airbus-Flaggschiffs A380 dürften EADS eine Stange Geld kosten. Gallois bezifferte die Kosten auf insgesamt rund 105 Millionen Euro. Alle 68 Exemplare der A380, die bereits in Betrieb genommen sind, müssen zum Check.

Als besonders positiv wertete Gallois den Erfolg der Hubschrauber-Tochter Eurocopter, die alle Erwartungen übertraf und auch 2012 auf Erfolgskurs liegt. Der Umsatz erreichte mit 5,4 Milliarden Euro (2010: 4,8 Milliarden) Rekordniveau, der Auftragseingang stieg 2011 auf netto 457 Hubschrauber (2010: 346). Sorgen macht dagegen die Rüstungstochter Cassidian, deren Entwicklung der ebenfalls scheidende Finanzchef Hans Peter Ring angesichts der Kürzungen in vielen Verteidigungsbudgets als „robust“ bezeichnete.

Zum europäisch-chinesischen Streit um den Emissionshandel - er bedroht eine Airbus-Großbestellung - sprach sich Gallois für neue globale Lösung innerhalb der Zivilluftfahrt-Organisation ICAO aus. Eine Aufstockung der A330-Produktion von heute neun auf monatlich 2014 Maschinen im Jahr 2014 sei von der Freigabe der bestellten Maschinen abhängig. Sie betreffen 35 Maschinen der Typen A330 und 10 Exemplare des Mega-Jets A380.

Gallois zeigte sich überzeugt, dass der Führungswechsel im Juni reibungslos über die Bühne gehen werde. Sein Nachfolger sei die richtige Wahl und gut vorbereitet: „Er ist der beste Mann für das Unternehmen“, sagte der scheidende EADS-Chef.

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