Eon streicht jede zweite Stelle in der Konzernzentrale

Düsseldorf (dpa) - Der Eon-Konzern will jede zweite Stelle in der Düsseldorfer Zentrale streichen. 230 der 850 Arbeitsplätze sollten ersatzlos gestrichen werden, 220 weitere würden ausgelagert, sagte ein Konzernsprecher am Dienstag nach einer Betriebsversammlung in Düsseldorf.

Bei den 220 Stellen, die ausgelagert werden sollen, handele es sich um „unterstützende Arbeit“ beispielsweise im Bereich IT, Einkauf und Rechnungswesen. Wo diese Stellen später angesiedelt würden, sei noch offen. „Sie verbleiben aber im Konzern“, sagte der Sprecher.

Die Zentrale soll auch weiterhin in Düsseldorf bleiben. Darüber habe es auch keine Diskussion gegeben. In früheren Medienberichten hieß es, dass ein Wechsel nach Essen in die Eon-Ruhrgaszentrale infrage käme - dies ist den neuen Aussagen zufolge vom Tisch.

Weltweit will Eon im Zuge von Einsparungen 11 000 der 85 000 Arbeitsplätze abbauen. In Deutschland sollen rund 6000 Mitarbeiter betroffen sein. Hintergrund sind sinkende Renditen durch schwache Gasgeschäfte und durch den Atomausstieg. Bei dem Umbau sieht sich Eon im Zeitplan. Weitere Schritte würden folgen, hieß es ohne Angabe von Details.

Bei den wegfallenden 230 Stellen seien betriebsbedingte Kündigungen nicht auszuschließen, sie sollen den Angaben nach aber möglichst vermieden werden. Die Personalmaßnahmen sollen „kurzfristig“ umgesetzt werden. Zum genauen Zeitplan könne man noch nichts sagen, da nun zunächst Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern aufgenommen werden sollten, hieß es. Die Gewerkschaft Verdi strebt einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung bei an.

Der Betriebsrat bezeichnete die Ankündigungen als einen „Schock“. Am wichtigsten sei es nun, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden oder notfalls wenigstens sozialverträglich zu gestalten, sagte Ralf Drewing, Betriebsratschef der Eon-Zentrale. Den Menschen müssten Perspektiven aufgezeigt werden. Es müsse auch schnell geklärt werden, was mit jenen 220 Mitarbeitern geschehe, die innerhalb des Unternehmens neue Aufgaben finden sollen. Unklar sei auch, was sich für die verbleibenden 400 Mitarbeiter ändere.

Eon bestätigte auch Berichte, wonach Mitarbeiter, die sich freiwillig bis Ende des Jahres zu Aufhebungsverträgen entschließen, eine Prämie bekommen sollen. Über die anderen Standorte, an denen Eon-Mitarbeiter zurzeit um ihre Jobs bangen, vor allem in München und Hannover, gab das Unternehmen am Dienstag noch keine Informationen.

Eon hatte im Sommer Sparpläne angekündigt. Die Stellenstreichungen in der Zentrale waren jetzt die erste konkrete Ankündigung. Die Arbeitnehmerseite hatte die Stimmung in der Belegschaft vor der Betriebsversammlung als katastrophal beschrieben, da keine kompletten Sparpläne vorlagen.

Die Protestaktionen sollen jetzt weitergehen. Verdi hat die Beschäftigten zu einer bundesweiten Aktionswoche vom 27. Oktober bis zum 7. November aufgerufen. In München ist am kommenden Donnerstag und in Hannover am 7. November eine Kundgebung geplant.

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