EU will Passagiere schneller in die Luft bringen

Brüssel (dpa) - Weniger Verspätungen für europäische Fluggäste: Das will die EU-Kommission über mehr Wettbewerb bei der Abfertigung am Flughafen und bei der Vergabe von Start- und Landeerlaubnissen erreichen.

Fluggesellschaften und Airport-Betreiber reagierten skeptisch auf die Pläne, die EU-Verkehrskommissar Siim Kallas am Donnerstag in Brüssel vorstellte. Die Vorschläge benötigen die Billigung von Europaparlament und EU-Ländern.

„Wir stehen vor einer erheblichen Überlastung“, sagte Kallas. „Wenn wir nichts tun, werden 19 der wichtigsten europäischen Flughäfen 2030 einfach voll sein.“ Es drohten Verspätungen bei der Hälfte aller Flüge. Fünf EU-Airports operieren laut EU-Kommission bereits jetzt an den Grenzen der Leistungsfähigkeit, darunter Frankfurt und Düsseldorf.

Bei Flughafenbetreibern besonders umstritten sind Pläne für mehr Konkurrenz bei der Bodenabfertigung. Das Personal dort betankt und wartet zum Beispiel die Maschinen, verlädt Gepäck, kontrolliert und versorgt Passagiere. Für bestimmte Leistungen dürfen die EU-Staaten die Zahl der Dienstleister beschränken. Kallas will sie vergrößern und stößt damit auf Widerstand unter anderem beim deutschen Flughafenverband ADV, der niedrigere Löhne befürchtet.

Der internationale Dachverband ACI sowie Gewerkschaften teilen diese Sorge. Ein Sprecher des Flughafens München warnte vor sinkenden Qualitäts- und Sicherheitsstandards. Auch in Hessen regt sich Widerstand: Die FDP-Minister Jörg-Uwe Hahn (Europa) und Dieter Posch (Wirtschaft) nannten die vorgesehene Richtlinie überflüssig.

„Am Frankfurter Flughafen funktioniert das System der Bodenverkehrsdienste ausgezeichnet, wir sehen hier absolut keinen Handlungsbedarf seitens der Europäischen Kommission“, erklärte Posch. Die europäischen Fluglinien hingegen erhoffen sich mehr Qualität und niedrigere Preise.

Falls Fluglinien Start- und Landezeiten nicht ausreichend nutzen, sollen die sogenannten Slots leichter an andere Fluggesellschaften vergeben werden können. Der europäische Dachverband AEA moniert, Unternehmen könnten ihre Rechte bei mauer Geschäftslage zu schnell verlieren. Vorschläge, dass Fluggesellschaften Slots untereinander handeln können, begrüßt die AEA.

Bei besserer Ausnutzung der Start- und Landerechte könnten bis 2025 laut EU-Kommission jährlich 24 Millionen Passagiere mehr in Europa starten und landen. Es bestehe die Gefahr, dass sonst außereuropäische Flughäfen wie zum Beispiel im Golfstaat Dubai die Europäer abhängen, so EU-Experten.

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