Ex-Porsche-Vorstand Härter droht Haft oder Geldstrafe

Stuttgart (dpa) - Nach der Anklage wegen Kreditbetruges muss der Ex-Porsche-Vorstand Holger Härter für den Fall einer Verurteilung mit einer empfindlichen Geldstrafe oder sogar Gefängnis rechnen.

Für die Härter zur Last gelegte Straftat im Zusammenhang mit der versuchten Übernahme von Volkswagen sehe das Gesetz eine maximale Geldstrafe von 360 Tagessätzen oder bis zu drei Jahren Haft vor. Das sagte am Mittwoch ein Sprecher des Landgerichts Stuttgart, wo sich nach der Anklageerhebung die 11. Kammer mit dem Fall befasst. 360 Tagessätze entsprächen ungefähr einem aktuellen Netto-Jahreseinkommen.

Starten könne die Verhandlung gegen den ehemaligen Finanzchef der Muttergesellschaft Porsche SE durchaus noch in diesem Jahr. Jedoch hänge der Zeitplan von mehreren Faktoren ab, erklärte der Sprecher.

Die Klage sei Härter zugestellt. Der Angeschuldigte habe nun bis Anfang April Zeit, die Vorwürfe zu sichten und zu reagieren. Härters Kanzlei, die am Dienstag in seinem Namen auf die Anklageerhebung der Staatsanwaltschaft Stuttgart reagiert hatte, war am Mittwoch zunächst für keine Stellungnahme erreichbar. Der Ex-Manager lässt sich bisher von Anne Wehnert vertreten - eine Expertin für Wirtschaftsstrafrecht beispielsweise bei den Schwerpunkten Korruption, Untreue, Betrug, oder Insiderhandel. Sie promovierte auf dem Gebiet Strafprozessrecht und arbeitet als Partnerin für die Düsseldorfer Sozietät tdwe.

Für Härter ließ Wehnert am Dienstag erklären, dass die Vorwürfe haltlos seien und ihr Mandant dem Verfahren gelassen entgegenblicke.

Bevor tatsächlich die Verhandlung startet, muss das Gericht erst das sogenannte Hauptverfahren eröffnen und Termine festsetzen. „Das richtet sich alles ganz stark nach der Belastungssituation der Kammer“, sagte der Sprecher. Ein Zeithorizont sei schwer absehbar.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart klagt neben Härter auch zwei seiner damaligen Führungskräfte wegen Kreditbetruges an. Nach einer umfangreichen Prüfung sieht die Behörde genügend belastende Hinweise für ein Verfahren. Hintergrund ist Porsches 2009 spektakulär gescheiterter Versuch, den viel größeren Volkswagen-Konzern zu übernehmen. Der ehemalige Top-Manager Härter gilt wegen seiner Funktion als Architekt des Angriffs, bei dem komplizierte Geldgeschäfte im Verborgenen maßgeblich waren. Dabei soll Härters Abteilung einer Bank für Kreditverhandlungen falsche Zahlen vorgegaukelt haben - daher lautet die Anklage auf Kreditbetrug.

Am Bundesgerichtshof hätte Härter nach einer Verurteilung die Chance auf Revision. Kreditbetrug ist ein seltenes Thema vor Gericht. Das Statistische Bundesamt zählte deutschlandweit für das Jahr 2010 nur 13 Verhandlungen, bei denen es zu 8 Verurteilungen kam.

Härter hatte das Unternehmen 2009 mit dem damaligen Porschelenker Wendelin Wiedeking verlassen müssen. Härter erhielt 12,5 Millionen Euro Abfindung. Sowohl bei ihm als auch bei Wiedeking prüft die Staatsanwaltschaft weiterhin auch den Verdacht der Untreue und Marktmanipulation. Die Anklage gegen Härter ist ein Zwischenstand. Bei den anderen beiden Punkten ziehen sich die Ermittlungen noch hin.

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