Fed lässt weiterhin auf Zinswende warten

Washington (dpa) - Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) will ihre Anleihekäufe zur Stützung der Konjunktur im kommenden Monat beenden, hält die Zeit aber noch nicht reif für eine baldige Leitzinserhöhung.

Fed lässt weiterhin auf Zinswende warten
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Wie die Zentralbank am Mittwoch in Washington bekräftigte, wird sie den Zins wohl für „beträchtliche Zeit“ in seiner jetzigen Spanne zwischen null und 0,25 Prozent halten. Auf diesem Rekordtief liegt er seit Ende 2008.

Einige Analysten hatten erwartet, dass die Fed diese Zeitangabe aus ihrem neuen Kommuniqué streichen würde, um eine beschleunigte Normalisierung der Geldpolitik zu signalisieren. Bislang gehen die Märkte von einer Zinserhöhung im Sommer 2015 aus. Nach einer Serie ermutigender Wirtschaftsdaten meinten aber einige Fachleute, wie auch vereinzelte Fed-Mitglieder, die Zinswende könnte schon früher kommen.

Die Aussicht auf die anhaltend lockere Geldpolitik beflügelte die Wall Street nur kurz. Der Dow Jones Industrial schloss am Ende nur mit einem Plus von 0,15 Prozent, auch wenn der Stand von 17 156,85 ein neues Rekordhoch war.

Der Fed-Offenmarktausschuss begründete sein unverändert behutsames Vorgehen nach einer zweitägigen Sitzung damit, dass sich die US-Konjunktur noch nicht genügend von der großen Rezession erholt habe, die vor rund fünf Jahren endete. Die Wirtschaft wachse nur mit „moderatem“ Tempo. Für das kommende Jahr senkte die Fed sogar ihren Wachstumsausblick von 3,1 Prozent auf 2,8 Prozent. Am Arbeitsmarkt herrsche noch immer eine „bedeutende Unterauslastung“.

Auch die nachlassende Inflation hielt die Fed davon ab, konkrete Hinweise auf eine anstehende Zinswende zu geben. Die Teuerungsrate fiel im August auf 1,7 Prozent, und damit unter dem Zielwert der Fed von 2,0 Prozent, wo er noch im Juli gelegen hatte.

Notenbank-Chefin Janet Yellen sagte in einer Pressekonferenz, dass sich die Inflation langsam dem Ziel nähern werde. Ihre Einschätzung der Wirtschaftslage habe sich aber kaum verändert. Es gebe noch große Unsicherheiten. Sie betonte, dass abhängig von der Konjunktur eine führere Zinsanhebung, aber auch eine spätere möglich sei.

Die Wahrscheinlichkeit, dass der Leitzins irgendwann im kommenden Jahr erhöht wird, ist hingegen gestiegen. 14 von 17 befragten US-Notenbankern rechnen 2015 mit der ersten Zinsanhebung seit acht Jahren. Ihre Erwartungen über die Leitzinsentwicklung hoben sie im Vergleich zu den Vormonaten nochmals an. So rechnen sie nun im Schnitt damit, dass der Leitzins Ende 2015 bei 1,38 Prozent liegen wird. Bislang betrug waren es 1,13 Prozent. 2016 könnte er demnach auf 2,88 gestiegen sein. Bislang wurde 2,5 Prozent erwartet.

Der Wirtschaft geht es nach Fed-Ansicht allerdings schon jetzt gut genug, um ihr milliardenschweres Konjunkturprogramm auslaufen zu lassen: Bei ihrer Sitzung Ende Oktober will die Fed das Ende der „quantitativen Lockerung“ bekanntgeben.

Zunächst soll dieser Erwerb von langfristigen Staatsanleihen und Immobilienpapieren noch einmal um 10 Milliarden Dollar (7,7 Mrd Euro) pro Monat auf 15 Milliarden Dollar reduziert werden. Im November ist dann ganz Schluss. Die Maßnahme, mit der gewaltige Geldsummen ins System gepumpt wurden, sollte helfen, den langfristigen Zins zu drücken. Laut Yellen werde die Fed bis Ende des Jahrzehnt brauchen, um die Bilanzsumme wieder abzubauen.

Die Fed veröffentlichte am Mittwoch neben ihrem üblichen Kommuniqué auch einen Plan, wie sie die Geldpolitik künftig aus dem Krisenmodus holen will. Das Strategiepapier enthält aber keine konkreten Angaben über den Zeitraum oder die Geschwindigkeit möglicher Zinserhöhungen, sondern vor allem Hinweise über die Methodik dahinter. Das Dokument „sei auf keinen Fall dafür gedacht, eine Veränderung der Haltung zur Geldpolitik zu signalisieren“, sagte Yellen.

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