Fehlspekulation: Anklage im Fall WestLB

Drei Ex-Banker und zwei externe Händler sollen wegen Untreue vor Gericht. Sie hatten Millionenverluste mit VW-Aktien eingefahren.

Düsseldorf. Vier Jahre nach dem mehr als 600 Millionen Euro teuren Desaster mit Aktien-Fehlspekulationen bei der WestLB hat die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Drei ehemalige Aktienhändler der WestLB sowie zwei externe Händler sollen wegen Kursmanipulation, Untreue oder Beihilfe zur Untreue vor Gericht, sagte Oberstaatsanwalt Ralf Möllmann am Donnerstag.

Die verlockende Aussicht auf millionenschwere Bonus-Zahlungen soll die Banker dazu verleitet haben, vom Vorstand gesetzte Risikogrenzen zu ignorieren und dies mit Hilfe externer Händler zu verschleiern. Die Anklage geht von einem strafrechtlich relevanten Schaden von 48 Millionen Euro aus. Weil die Aktien-Wetten der WestLB aber öffentlich wurden, war die Bank schnell selbst zum Spielball von Spekulanten geworden, wodurch sich die Verluste vervielfachten.

Nach Bekanntwerden des Falls hatte WestLB-Chef Thomas Fischer seinen Hut nehmen müssen. Zunächst war gegen den gesamten damaligen Vorstand ermittelt worden. Diese Ermittlungen wurden dann gegen Zahlung von 445 000 Euro Geldauflagen eingestellt.

Die Aktienhändler der WestLB hatten im Eigenhandel der Bank mit der Kursdifferenz zwischen Vorzugs- und Stammaktien von Volkswagen spekuliert. Sie hatten darauf gesetzt, dass sich die Kurse immer wieder angleichen werden — und dabei offenbar nicht mit dem Versuch einer feindlichen Übernahme gerechnet. Als Porsche die Übernahme von VW anstrebte und dafür ausschließlich und massenhaft stimmberechtigte Stammaktien aufkaufte, wurde die Kursdifferenz immer größer und für die WestLB immer verlustreicher.

Die angeklagten Ex-WestLB-Händler sind 35, 36 und 49 Jahre alt. Die angeklagten externen Händler sind 42 und 66 Jahre alt. Die Tatzeit liegt zwischen Oktober 2006 und April 2007. Das Düsseldorfer Landgericht muss die 697-Seiten-Anklage nun prüfen und über ihre Zulassung entscheiden. Der Fall gilt als beispielhaft für bonusgetriebene Exzesse im Bankenwesen.

Die Bank hatte sich von ihren damaligen Aktienhändlern anschließend getrennt. Einige von ihnen sollen Medienberichten zufolge bereits mit Anfang 30 zu erheblichem Reichtum gekommen sein. Berichte über ihren Landbesitz in Südafrika und im Bergischen Land bestätigten die Ermittler nicht.

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