Dax und Nikkei in den Miesen

Frankfurt/Tokio/New York (dpa) - Aktien-Anleger haben 2011 jede Menge Geld verloren. Sowohl der deutsche Leitindex Dax als auch der japanische Nikkei schlossen aufs Jahr gesehen am letzten Handelstag tief im Minus.

Der Dax büßte in den vergangenen zwölf Monaten rund 15 Prozent ein, der Nikkei verlor sogar 19 Prozent. Das war der tiefste Schlussstand an der Börse Tokio seit 29 Jahren. Zusätzlich zur Schuldenkrise in Europa lasteten die Folgen des Erdbebens vom 11. März, die Flutkatastrophe in Thailand sowie der dramatische Anstieg des Yen auf den Kursen.

Einzig die Wall Street konnte sich vom düsteren Jahresausklang abkoppeln. Der Dow Jones startete mit einem Plus auf Jahressicht von sechs Prozent in den letzten Handelstag des Jahres. Seit den Tiefständen vom Spätsommer hat die Wall Street damit eine rasante Aufholjagd hingelegt. Kopfzerbrechen bereiten allerdings nach wie vor die großen, international verwobenen Banken. Sie bekommen die Erschütterungen in Europa am ehesten zu spüren.

Die Lage in der Alten Welt hat sich jedoch wieder etwas beruhigt. Im September war der Dax bis auf ein Jahrestief bei 4966 Punkten gefallen. Nun schloss er am Freitag bei extrem dünnen Umsätzen um 0,85 Prozent höher bei 5898,35 Punkten. Vor allem in den letzten Handelsminuten legte er kräftig zu. Der MDax ging zum Wochenschluss mit plus 0,79 Prozent auf 8897,81 Punkte aus dem Handel. Der TecDax gewann ebenfalls 0,79 Prozent und schloss bei 685,06 Punkten.

Der freundliche Ausklang konnte jedoch nicht über das trübe Gesamtbild hinwegtäuschen. „Das Jahr 2011 hat zahlreiche Enttäuschungen bereitgehalten, aber der letzte Handelstag in diesem turbulenten Jahr ist extrem lustlos zu Ende gegangen“, sagte Händlerin Anita Paluch von Gekko Global Markets. „Vor zwölf Monaten gab es noch jede Menge Hoffnungen auf eine Wirtschaftserholung, bis uns dann vor allem die Staatsschuldenkrise in Europa einholte.“

Mit am übelsten traf es die Commerzbank. Seit Jahresbeginn hat die teilverstaatlichte Bank mehr als 70 Prozent ihres Börsenwerts verloren. Die Deutsche Bank büßte im Jahresverlauf rund ein Viertel ein. Verluste zwischen 40 und 50 Prozent brachten den Anlegern auch die Aktien des Stahlkonzerns ThyssenKrupp, der Lufthansa, des Energiekonzerns RWE und des Handelsriesen Metro ein.

Zu den wenigen Gewinnern zählten die Titel des Pharmakonzerns Merck, die knapp 30 Prozent im Jahresverlauf stiegen. Das Medizinkonzern Fresenius Medical Care verbuchte ein Plus von rund 20 Prozent. Von solchen Zuwächsen können die meisten japanischen Firmen nur träumen. Schätzungen zufolge dürften die Vorsteuergewinne börsennotierter Unternehmen außerhalb der Finanz- und Energiebranche im noch bis 31. März 2012 laufenden Geschäftsjahres im Schnitt um zehn Prozent schrumpfen. Die Regierung rechnet damit, dass die Wirtschaftsleistung im laufenden Steuerjahr um 0,1 Prozent zurückgehen wird.

Besonders hart trifft Japans exportabhängige Wirtschaft dabei der starke Yen. Dieser zwingt viele Unternehmen dazu, ihre Produktion verstärkt ins Ausland zu verlagern. Das Schreckgespenst von der „Aushöhlung“ der japanischen Industrie ist wieder in aller Munde.

Doch der starke Yen hat auch eine andere Seite: Der Höhenflug verhalf den Unternehmen des Landes nämlich in diesem Jahr dazu, auf eine beispiellose Einkaufstour im Ausland zu gehen. Rund 80 Milliarden Dollar nahmen die Japaner dabei laut japanischen Medien in die Hand. In Europa ist die Gelegenheit wegen der Schuldenkrise gerade günstig.

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