Flughafenkrise: Chefsuche gestaltet sich schwierig

Berlin (dpa) - Wer will auf den Schleudersitz? Für den künftigen Hauptstadtflughafen wird dringend ein neuer Chef gesucht. Doch Kandidaten stehen bisher nicht gerade Schlange. Der Altflughafen Tegel wird noch einmal aufgerüstet.

Die Suche nach einem Retter für den künftigen Hauptstadtflughafen gestaltet sich schwierig. Einen neuen Chef für die Betreibergesellschaft zu finden, dürfte einige Wochen dauern, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende, Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), am Donnerstag in Berlin. Er ließ erkennen, dass die Suche angesichts begrenzten Spielraums bei der Bezahlung nicht ganz leicht sei. Der bisherige Flughafenchef Rainer Schwarz war wegen des Desasters um schwere Baumängel entlassen worden.

Bevor ein neuer Eröffnungstermin nach viermaliger Verschiebung für das Milliardenprojekt genannt wird, soll das Ausmaß der Probleme vor allem beim Brandschutz geklärt werden. Der Flughafen Berlin-Tegel hat bis zum Start des neuen Airports in Schönefeld die Hauptlast des weiter steigenden Flugverkehrs zu tragen. Er soll deshalb mit mehr Personal ausgestattet werden.

Platzeck sagte nach einer Befragung im Bundestags-Verkehrsausschuss mit Blick auf die Chefsuche und Gehaltsvorstellungen: „Es gibt diesen und jenen, der gesagt hat, könnte ich mir vorstellen. Aber dann werden Zahlen aufgerufen, die dieses Unternehmen nicht tragen kann.“ Der am Mittwoch mit sofortiger Wirkung abberufene Schwarz bekam zuletzt ein Grundgehalt von 355 000 Euro plus variabler Vergütung.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) sagte, gesucht werde jemand, „in dem es brennt, eine solche Herausforderung von fast nationaler Tragweite bei den Hörnern zu packen“. Gebraucht würden Kenntnisse im Flughafenbetrieb und Menschenführungsfähigkeiten, sagte er im ARD-„Morgenmagazin“. Gefunden werden soll daneben ein weiterer Geschäftsführer für Finanzen. Übergangsweise führt Technikchef Horst Amann die Betreibergesellschaft allein.

Zwei als Kandidaten für den Chefposten gehandelte Manager wollen nicht nach Berlin wechseln. Der Finanzgeschäftsführer des Münchner Flughafens, Thomas Weyer, steht „definitiv nicht zur Verfügung“, wie Flughafensprecher Ingo Anspach am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa sagte. Weyer war bis 2008 Technik-Geschäftsführer der Berliner Flughäfen, also der Vorvorgänger von Amann.

Auch der Flughafenchef in Köln/Bonn, Michael Garvens, möchte nicht in Berlin antreten. „Ich habe einen Vertrag in Köln bis 2017, den ich erfüllen werde“, sagte Garvens nach Angaben seines Sprechers.

Wann der künftig drittgrößte deutsche Flughafen starten kann, bleibt wohl noch monatelang ungewiss. Laut Platzeck, der am Mittwoch zum Aufsichtsratschef gewählt worden war, dauern Umplanungen und eventuell nötige Neuplanungen wahrscheinlich bis Frühsommer. „Wenn wir eine belastbare Planung haben und die sich als genehmigungsfähig erweist, dann kann man über einen neuen Eröffnungstermin seriös reden.“ Ramsauer sagte, mit den Beschlüssen für die Umgestaltung von Geschäftsführung und Aufsichtsrat seien wichtige Weichen gestellt worden. Es müsse nun alles dafür getan werden, dass der Flughafen fertiggebaut werde und 2014 oder 2015 in Betrieb gehen könne.

Der Flughafen Tegel fertigte im vergangenen Jahr 18 Millionen der 25 Millionen Passagiere am Standort Berlin ab. „Es ist klar, dass wir weiteres Personal nach Tegel bringen werden“, sagte Flughafensprecher Ralf Kunkel am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. Damit solle die Situation für Passagiere und Fluggesellschaften entspannt werden. Außerdem werde über weitere Ertüchtigungsmaßnahmen nachgedacht. Geplant sind Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe, wie schon am Mittwoch mitgeteilt wurde. Der Betrieb in Tegel, den viele Geschäftsreisende nutzen, stößt zeitweise an die Kapazitätsgrenzen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort