Fluglotsen drohen mit Streik

Die Gewerkschaft ruft zur Urabstimmung. Mitte Juli liegt das Ergebnis vor.

Frankfurt. Der drohende Streik der Fluglotsen ist vorerst vom Tisch, und Reisende können zumindest bis Mitte Juli aufatmen. Der Bundesvorstand der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) entschied, seine Mitglieder erst zur Urabstimmung aufzurufen. Diese wird bis Mitte Juli dauern. „Bis dahin wird es keine Streiks geben“, sagte GdF-Sprecher Matthias Maas.

Sie will 6,5 Prozent mehr Geld und eine Reform der sogenannten Eingruppierung — sie beschreibt die Aufgaben der Jobs und regelt, in welche Gehaltsgruppen die Mitarbeiter einsortiert werden.

Die Deutsche Flugsicherung bietet 1,1 Prozent mehr Geld sofort und von November an weitere 2,1 Prozent bei einer Laufzeit bis November 2012. Für die Jahre 2013 und 2014 stellen sie ein Plus in Höhe der Inflationsrate in Aussicht.

Es geht um Personalengpässe, die sogenannte Kapazitätsfrage. Denn der DFS fehlen nach geringen Ausbildungszahlen in der Vergangenheit aktuell 250 Lotsen. Anfang 2010 einigten sich beide Seiten darauf, dass pro Lotse und Jahr 150 Überstunden drin sind. Die Vereinbarung sollte bis 2015 laufen, doch die GdF kündigte sie Ende 2010. Daher greift nächstes Jahr wieder eine alte Regelung, die nur 80 Stunden Mehrarbeit vorsieht.

Die Arbeitgeber wollen nicht über eine höhere Vergütung oder Eingruppierungen reden, ohne einen Kompromiss mit einer Regelung für die Personalengpässe zu verbinden. Die GdF hält die Vorbedingung für nicht rechtens. „Das ist so, als wenn man zum Metzger geht und Wurst will, und der Metzger einem sagt, dass man bitteschön erst ein halbes Hähnchen kaufen müsste“, sagte Maas.

Die Ausbildung der Lotsen dauert — samt der Auswahlphase — etwa vier Jahre. Danach verdienen sie im Vergleich zu anderen Berufsgruppen geradezu fürstlich. Nach DFS-Angaben startet ein junger Lotse am Frankfurter Flughafen — nach Abitur und Ausbildung ist er dann Anfang 20 — mit knapp 90 000 Euro Grundgehalt. Hinzu kommen etliche Zulagen. Laut Arbeitgeberseite verdient mehr als die Hälfte der 1900 DFS-Fluglotsen schon im Grundgehalt sechsstellig.

Mit den aktuell vereinbarten 150 Überstunden kommen die Lotsen laut DFS auf gut 1000 Arbeitsstunden pro Jahr. Der Schnitt für Angestellte in Deutschland liegt bei 1840 Jahresarbeitsstunden. Grund sind Freizeitregelungen. Laut GdF-Sprecher folgen auf fünf Arbeitstage drei freie Tage. Der Engpass habe aber inzwischen sechs Arbeitstage und nur einen freien Tag danach zur Realität gemacht.

Informationen über das Berufsbild Fluglotse unter http://dpaq.de/rNHQA

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