Fracking: Wenn das Trinkwasser explodiert

In den USA wächst Kritik an der umstrittenen Bohrmethode zur Gasförderung.

Washington. Umweltorganisationen klagen am laufenden Band, und Bürger sind über Nachrichten aus New York und Pennsylvania empört, wo Trinkwasser wegen des hohen Methangehalts sogar explodieren kann.

Doch je größer in den USA der Widerstand gegen Fracking wird, desto energischer drängen die Energiekonzerne darauf, Standorte zum Einsatz der umstrittenen Bohrmethode auszudehnen. In 14 US-Staaten, etwa in Kalifornien, Texas, Alaska und Colorado, wird zur Erdgasförderung „hydraulic fracturing“ eingesetzt. Auch in Nordrhein-Westfalen gibt es Begehrlichkeiten, die Methode einzusetzen, doch die Landesregierung hat Probebohrungen mindestens bis zum kommenden Sommer verboten.

Am häufigsten wenden Energieunternehmen die Methode im Nordosten der USA an. Dabei werden Wasser, Sand und Chemikalien unter Hochdruck in tiefe Gesteinsschichten gepresst, um diese aufzubrechen und Schiefergas entweichen zu lassen. Vor allem die Staaten New York und Pennsylvania zeichnen sich durch eine besonders hohe Konzentration von Schiefergestein aus.

Nach Angaben der Umweltorganisation Earth Justice (www.earthjustice.org) ereigneten sich in den beiden Staaten während der vergangenen Jahre nicht weniger als 15 Unfälle, sogenannte fraccidents.

Für Schlagzeilen sorgt derzeit das Schicksal der Ortschaft Dimock in Pennsylvania. In der 1400 Einwohner zählenden Gemeinde bohrte jahrelang das texanische Unternehmen „Cabot Oil and Gas“. Im April vergangenen Jahres stellte die Umweltbehörde bei der routinemäßigen Überprüfung des Trinkwassers fest, dass dieses einen gefährlich hohen Anteil an Methan enthält. Es kam zu Erkrankungen, und einige Bürger berichteten, dass sie mit einem Streichholz ihr Leitungswasser anzünden können.

Elf Familien haben gegen das Ölunternehmen Klagen eingereicht. Erreichen konnten sie damit lediglich, dass „Cabot Oil and Gas“ das Dorf mit Flaschenwasser versorgen muss und auf einem Gebiet von 15 Quadratkilometern nicht mehr bohren darf. In anderen Gegenden in Pennsylvania und New York gehen aber die Bohrungen nach Schiefergas munter weiter.

Obwohl eine Studie der Duke Universität zu dem Schluss kommt, dass Fracking eine akute Gesundheitsgefahr darstellt und in Gegenden, wo gebohrt wird, der Methangehalt im Grundwasser durchschnittlich 17 Mal über dem normalen Niveau liegt, weigern sich die Umweltbehörden, die Gaskonzerne an die kurze Leine zu nehmen.

Nun wollen Demokraten einen Gesetzesentwurf einbringen, der die Überwachung der Gaskonzerne von den US-Staaten auf das Energieministerium und das Umweltministerium überträgt.

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