Google baut eigene Handys

Der Internet-Riese kauft für 8,8 Milliarden Euro Motorola. Es geht vor allem um die Patente.

Mountain View. Der Internet-Konzern Google verteidigt mit der größten Investition der Firmengeschichte seine Mobilfunk-Strategie: Für 12,5 Milliarden Dollar (8,8 Milliarden Euro) übernimmt Google die Mobilfunksparte von Motorola.

Mit dem Deal würden alle Mobilfunkpatente von Motorola bei Google landen. Und da Motorola vor 30 Jahren das erste kommerziell verfügbare Handy auf den Markt gebracht hat, dürfte allein dieses Portfolio Milliarden wert sein.

Google-Chef Larry Page und Andy Rubin, der Leiter der Android-Entwicklung bei Google, waren zuletzt in die Defensive geraten, obwohl sich in den vergangenen Monaten immer mehr Käufer für ein Smartphone oder einen Tablet-PC mit dem Google-System entschieden hatten.

Wettbewerber wie Apple und Microsoft verklagten Unternehmen, die das Google-System einsetzen, weil Android gegen ihre Patente verstoße.

Als Späteinsteiger in den Mobilfunkmarkt verfügt Google bislang nur über einige wenige Patente. Daher sah sich Larry Page zum Befreiungsschlag gezwungen — und er zeigte, dass er nicht lange fackelt: Statt — wie von vielen vermutet — um Motorola-Patente zu feilschen, kauft er gleich den ganzen Handy-Hersteller. Viereinhalb Monate nach Pages Rückkehr an die Konzernspitze ist damit klar, dass bei Google ein anderer Wind weht.

Mit Motorola wechselt eine Patent-Schatztruhe den Besitzer. „Wir haben 17 000 erteilte Patente und 7000 Patentanträge“, sagte Sanjay Jha, Chef von Motorola Mobility. Und diese Patente sollen nun die Munitionskammer von Google in der Abwehrschlacht aller Android-Partner füllen.

Motorola hatte sein Mobilfunk-Geschäft zu Beginn des Jahres aufgespalten. Im zweiten Quartal machte das Unternehmen mit seinen Handys, Smartphones und dem Tablet-Computer Xoom 3,34 Milliarden Dollar Umsatz und 56 Millionen Dollar Verlust — mehr als Marktbeobachter erwartet hatten.

Mit der Einbindung des Handy-Herstellers geht Google nun den „Apple-Weg“, mit dem Steve Jobs sein iPhone zum Hit gemacht hat: Alles aus einer Hand, die volle Kontrolle über Software- und Gerätedesign.

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