Griechenland: Umschuldung nun möglich

Athen (dpa) - Bei der Rettung vor dem Staatsbankrott hat Griechenland eine entscheidende Hürde genommen. Eine ausreichende Beteiligung der privaten Gläubiger am Schuldenschnitt ist sicher, Athen kann mit einer Entlastung von über 100 Milliarden Euro planen.

„Wir haben gerade die 75 Prozent übertroffen und es geht weiter nach oben“, sagte ein Mitarbeiter des griechischen Finanzministers Evangelos Venizelos am Donnerstagabend der Nachrichtenagentur dpa.

Nach Medienberichten soll bis zum Ablauf der Zustimmungsfrist um 21.00 Uhr sogar die 90-Prozent-Schwelle überschritten worden sein. Der allgemein gut informierte griechische Nachrichtensender Skai berichtete, zum Schuldenschnitt hätten sich Halter von Anleihen im Wert von 195 Milliarden Euro bereiterklärt. Insgesamt geht es bei dem Umtausch um ein Anleihevolumen von insgesamt 206 Milliarden. Das Finanzministerium erklärte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur erneut, das offizielle Ergebnis werde am Freitagvormittag vorliegen.

Ursprünglich war damit gerechnet worden, dass Griechenland nach dem erhofften Erreichen der 75-Prozent-Marke die restlichen Anleger zum Schuldenschnitt zwingen muss. Per Gesetz war bereits die Möglichkeit geschaffen worden, mit nachträglichen Umschuldungsklauseln („Collective Action Clauses“, CAC) einen Schuldenschnitt auch gegen den Willen von Investoren zu ermöglichen. Diese Option könnte mit Überschreiten der 90-Prozent-Marke hinfällig sein; der Schuldenschnitt würde etwas „freiwilliger“ ausfallen.

Die Euro-Finanzminister wollten sich am Freitag in einer Telefonkonferenz mit den Ergebnissen des griechischen Anleihetausch-Angebots beschäftigen. Auf der Tagesordnung steht die endgültige Freigabe des Anfang März grundsätzlich beschlossenen 130-Milliarden-Hilfspakets für Griechenland. Voraussetzung dafür ist der erfolgreiche Schuldenschnitt.

Nach den bisherigen Planungen sollen dann am 12. März die verschiedenen Verträge zum Tausch der alten in neue Staatsanleihen mit langen Laufzeiten und günstigeren Konditionen unterzeichnet werden. Am 20. März werden Anleihen Griechenlands über 14,5 Milliarden Euro fällig. Ohne das neue Hilfspaket könnte das Euro-Land die Schulden nicht zurückzahlen.

Griechenland hängt bereits seit 2010 am internationalen Finanztropf und hatte damals Hilfszusagen von 110 Milliarden Euro bekommen. Bald danach zeigte sich aber, dass diese Kredite nicht ausreichen, um Griechenland dauerhaft vor der Pleite zu bewahren.

Ausgangspunkt für den im Detail äußerst komplizierten Schuldenschnitt ist ein Anleihevolumen von 206 Milliarden Euro. Die Grundsatzvereinbarung mit den Banken sieht einen Forderungsverzicht von 53,5 Prozent vor. Der griechische Schuldenberg würde also im Optimalfall um mehr als 100 Milliarden Euro gestutzt. Anleger sollen, so das Angebot, im Tausch für ihre alten Anleihen neue Bonds mit längerer Laufzeit und niedrigerer Verzinsung bekommen.

Unter den Haltern griechischer Anleihen sind allerdings auch Investoren wie Hedge-Fonds, die im Vorfeld Widerstand signalisiert haben sollen. Bestimmten Hedge-Fonds wurde nachgesagt, dass sie auf ein Scheitern der freiwilligen Umschuldung setzen, um dann bei Zwangsmaßnahmen der Athener Regierung Entschädigungen aus Kreditausfallversicherungen zu kassieren.

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