Große Erleichterung der Finanzmärkte nach Gipfelbeschlüssen

Tokio/Berlin (dpa) - Mit großer Erleichterung haben die Finanzmärkte am Freitagmorgen auf das Rettungspaket zur Stabilisierung des Euro reagiert. Weltweit stiegen die Kurse an.

Die Staats- und Regierungschefs der 17 Euro-Länder hatten sich am Vortag auf einem Krisengipfel in Brüssel auf ein neues Maßnahmenbündel für Griechenland geeinigt - erstmals mit Beteiligung der Banken.

Dies kam an den Märkten gut an, auch die Ausweitung der Stützung für andere Euro-Krisenländer wurde begrüßt. Der Euro schoss kräftig in die Höhe und stabilisierte sich Freitagfrüh bei der Marke von 1,44 Dollar - im Zuge der Einigung gewann die Gemeinschaftswährung damit etwa vier Cent. Händler sprachen von einem „Befreiungsschlag“ für die Finanzmärkte.

Die Gipfelbeschlüsse beflügelten auch die Aktienmärkte. In Asien kletterte die Tokioter Börse auf ein Zweiwochenhoch. Der Leitindex Nikkei sprang um 1,22 Prozent auf 10 132,11 Punkte. An den anderen großen Finanzplätzen in Fernost, so in Hongkong, stiegen die Kurse ebenfalls deutlich. Auch der deutsche Aktienmarkt startete mit Gewinnen.

Das Sorgenkind Griechenland sei erst einmal aus der Krise herausgeboxt worden, hieß es von Börsianern. Beruhigt hätten sich auch die Befürchtungen über eine Ausweitung der Schuldenkrise. Die Ansteckungsgefahr der Krise in Griechenland auf andere Peripheriestaaten der Eurozone sei aber noch nicht vollends gebannt, warnte die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) in ihrem Kommentar. An den Märkten werde die Ausweitungen der Aufgaben des Euro-Rettungsfonds und ein „Wiederaufbauplan“ für Griechenland dennoch positiv gesehen.

Händler erklärten, die Anleger seien zum Wochenschluss nun wieder etwas risikofreudiger. Das setze die als besonders sicher geltenden deutschen Staatsanleihen unter Verkaufsdruck.

Bereits am Vorabend hatte die weltweite Leitbörse in New York, die Wall Street, positiv reagiert. Der Dow Jones gewann 1,21 Prozent auf 12 724,41 Punkte. Vor allem Bankenwerte profitierten, nachdem Vorschläge für eine Bankenabgabe sich nicht durchsetzten. Im Verlauf des Tages hatten auch die europäischen Börsen deutlich gewonnen. Die Risikoaufschläge für Anleihen angeschlagener Euroländer gaben nach.

Von Bankenanalysten hieß es: Das Gesamtpaket für Griechenland sei größer ausgefallen als erwartet, Europa sei wieder näher zusammengerückt. Das neue Paket soll Athen 109 Milliarden Euro an frischem Geld bringen. Banken und Versicherungen werden zusätzlich einen Beitrag von 37 Milliarden Euro leisten, der aber noch steigen könne.

„Der Sondergipfel hat das Arsenal zum Kampf gegen die Schuldenkrise deutlich erweitert“, erklärte die HSH Nordbank. Aber jetzt dürfe sich die Aufmerksamkeit der Anleger stärker auf die schwelende Schuldenkrise in den USA verlagern, auf den „Showdown“ beim Ringen um eine Abwendung der drohenden Zahlungsunfähigkeit der USA.

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