Gutachten: Neuer Flughafen in Berlin ist viel zu klein

Es soll zu wenige Schalter und Gepäckbänder geben. Betreiber weist das zurück.

Berlin. Ein neues Gutachten sät Zweifel an der richtigen Größe des künftigen Hauptstadtflughafens in Schönefeld. Der frühere Flughafenplaner Dieter Faulenbach da Costa hält ihn für viel zu klein. Es gebe zu wenige Abfertigungsschalter und Gepäck-Ausgabebänder. Die Flughafengesellschaft wies dies zurück. Die bisherigen Probebetriebstage hätten keine Hinweise darauf geliefert, dass der Airport unterdimensioniert sei.

Wegen einer Fehlplanung beim Brandschutz soll der Flughafen Berlin Brandenburg mit zwei Jahren Verspätung erst am 27. Oktober 2013 eröffnet werden. Faulenbach da Costa sagte am Dienstag, für den Airport sei spätestens 2014 mit mehr als 27 Millionen Passagieren pro Jahr zu rechnen. Dafür gebe es zu wenig Check-in-Schalter. Der Architekt hatte die Studie im Auftrag der Brandenburger CDU-Fraktion erstellt. „Zu spät, zu klein, zu teuer“ nannte er das Projekt.

Die Flughafengesellschaft widersprach dem. „Die Sorge, der Flughafen könnte zu klein sein, ist unbegründet“, erklärte das Unternehmen am Dienstag. Der Airport sei in allen Bereichen auf eine Startkapazität von 27 Millionen Fluggästen im Jahr ausgelegt. Beide Vorwürfe — es gebe zu wenig Schalter und zu wenig Gepäckausgaben — gingen ins Leere.

Die Kapazitäten richteten sich an den wirklichen Erfordernissen des Flughafens aus, die mit den Fluggesellschaften abgestimmt seien, und „nicht an theoretischen Erwägungen“. Nach jüngster Planung seien 118 Check-in-Schalter geplant, davon 94 im Hauptgebäude und 24 in zwei Pavillons vor dem Terminal. Hinzu kommen 50 Check-in-Automaten, an denen man sich seine Bordkarte ziehen kann.

Faulenbach da Costa hält hingegen 224 Check-in-Schalter für notwendig. Nach bisheriger Planung sei nur ein „unterstes Qualitätsniveau“ bei der Abfertigung zu erreichen. Nach seinen Berechnungen hat der künftige Hauptstadtflughafen 69 Prozent weniger Check-in-Schalter als Frankfurt, 65 Prozent weniger als München und 58 Prozent weniger als der Flughafen Düsseldorf (2011 rund 20,3 Millionen Fluggäste). Auch bei der Gepäckabfertigung fehlten Kapazitäten, kritisierte er.

Ein Sprecher des Münchner Flughafens sagte, dort gebe es 325 Check-in-Schalter für zuletzt 38 Millionen Passagiere im Jahr. „Die Zahlen sind aber schwer zu vergleichen“, betonte er. Jeder Flughafen habe andere Abläufe und Passagierströme. Die brandenburgische SPD-Fraktion hält die Studie für unglaubwürdig. Die Flughafengesellschaft wies darauf hin, dass Faulenbach da Costa seit Jahren für die Flughafengegner tätig sei.

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