Guter Start für die Aufseher der EZB

Die neue europäische Bankenaufsicht weiß nun, welche Risiken in den Bilanzen der Institute schlummern.

Guter Start für die Aufseher der EZB
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Frankfurt. Start in eine neue Ära zur Bändigung der Großbanken: Aus Sicht der Börsen ist das der Europäischen Zentralbank (EZB) durchaus gelungen. Die Ergebnisse des intensiven „Gesundheitschecks“ sind an den Finanzmärkten am Montag gut angekommen. Die Aktien der meisten europäischen Kreditinstitute legten zu. Viele Experten sprachen von einem hoffnungsvollen Signal für die zentrale Bankenaufsicht, die kommende Woche startet.

„Grundsätzlich ist es ein guter Start“, sagt Bankenprofessor Martin Faust von der Frankfurt School of Finance & Management. Faust erwartet, dass die EZB auch als Bankenaufsicht „Härte zeigen wird“.

Dennis Snower vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sieht allerdings einen „gefährlichen Interessenkonflikt“ der EZB: Es werde von ihr erwartet, die Zahlungsfähigkeit der Banken kritisch zu prüfen und gleichzeitig die Preisstabilität im Blick zu behalten und die Stabilität des Finanzsystems zu sichern.

Andere werten es als Zeichen der Unabhängigkeit, dass sich die neuen Bankaufseher nicht scheuten, Italien mit neun durchgefallenen Instituten zum klaren Verlierer der Überprüfung zu machen.

Viel wichtiger als die Zahl von insgesamt 25 Durchfallern ist aus Sicht vieler Experten, dass es nun einen nie dagewesenen Einblick in die Bilanzen der Banken gab, also mehr Klarheit über die Risiken der einzelnen Geldhäuser. Die Banken mussten Anlagen von 48 Milliarden Euro neu bewerten.

„Die Debatte, ob in den Bilanzen der Banken große Löcher klaffen, ist vorbei“, sagt Hedgefonds-Gründer Davide Serra der „Financial Times“. Er glaubt, dass nun auch Banken untereinander wieder Vertrauen fassen und sich auch bei grenzüberschreitenden Krediten wieder mehr helfen. Bislang ist es die EZB, die die Geldversorgung zwischen den Banken aufrechterhält.

Faust ist dagegen skeptisch, dass der Fitnesscheck die Kreditvergabe beflügelt und damit der schwächelnden Konjunktur im Euroraum Auftrieb gibt. „Solide Banken allein führen nicht automatisch zu mehr Kreditvergabe, solange die Bonität der Kreditnehmer nicht besser ist.“ Die bisherigen Krisentests in Europa hatten schnell jede Glaubwürdigkeit an den Finanzmärkten verloren. So mussten die irischen Banken 2010 mit Milliarden gerettet werden, obwohl sie kurz zuvor in der Überprüfung unauffällig waren.

Doch fast alle Beobachter sagen, dass der jetzige Test mit Abstand die härteste Übung war.

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