Handfester Streit beim Gasdeal zwischen EnBW und EWE

Karlsruhe (dpa) - Im Streit um Anteile am Leipziger Gasimporteur Verbundnetz Gas (VNG) haben sich der Karlsruher Energieversorger EnBW und der Energiekonzern EWE völlig überworfen. Die Oldenburger wollen die Anteile loswerden, EnBW sie jetzt aber nicht kaufen.

Inzwischen habe EnBW eine einstweilige Verfügung gegen EWE beantragt, sagte ein Sprecher des Karlsruher Unternehmens und bestätigte damit Medienberichte. Grund: Die Oldenburger haben einen Hauptversammlung bei VNG einberufen, wollen dort die Zustimmung der Aktionäre für die Übertragung des 48-Prozent-Aktienpakets an EnBW einholen und damit den Kauf der Anteile durch EnBW erzwingen.

Die Auseinandersetzung schwelt schon länger, inzwischen eskaliert sie. „Wir haben weiter grundsätzliches Interesse an dem Paket, aber nicht zum jetzigen Zeitpunkt“, sagte der EnBW-Sprecher. Man strebe eine Lösung mit allen Beteiligten an. Das Unternehmen hält an seiner Sicht fest, dass es sich bei dem geplanten Deal um eine Option handelt und nicht - wie EWE meint - um eine Verpflichtung.

Aus unternehmensnahen Kreisen verlautete, dass EnBW die parallel laufenden Gespräche mit dem russischen Gasproduzenten Novatek nicht gefährden will. Eigentlich war geplant, nach dem Erwerb der VNG-Anteile einen Teil dieses Paketes an Novatek weiterzureichen. EnBW hatte sich einst teuer bei EWE eingekauft und damals einen Vertrag über die spätere Übernahme des VNG-Pakets von EWE abgeschlossen. Die Karlsruher, die 26 Prozent an EWE halten, wollten sich auf diese Weise schon mal den Weg ins Gasgeschäft ebnen.

Aus diesen strategisch bedingten Überlegungen könnte EnBW inzwischen ein finanzielles Desaster erwachsen. Wegen stark gefallener Gaspreise rechnet die VNG mit großen Verlusten. Das von EWE gehaltene 48-Prozent-Paket, für das mit EnBW ein Übernahmepreis von 1,44 Milliarden Euro vereinbart worden war, ist inzwischen deutlich weniger wert. Die EWE will ihr Paket zum vereinbarten Preis loswerden und erhöht seit Wochen den Druck.

Dass es im Tauziehen um den Deal vor allem um Geld geht, dazu wollten sich die beiden Konzerne nicht äußern. „Wir wollen die juristischen Voraussetzungen schaffen, dass die Aktien bis Jahresende verkauft werden könnten“, sagte ein EWE-Sprecher. „Deswegen müssen wir die Hauptversammlung einberufen. Sonst wird die Zeit zu knapp.“

Ob EnBW die für den 15. Dezember geplante VNG-Hauptversammlung verhindern kann, ist offen. Unklar ist auch, ob die Anteilseigner einer Übertragung der VNG-Anteile an EnBW zustimmen würden. EWE hatte dies in der vergangenen Woche optimistisch beurteilt. Wie es dann juristisch weitergehen könnte, wollte EnBW nicht kommentieren. Beide Sprecher beharren allerdings weiterhin auf der offiziellen Position: Es gebe keinen Streit.

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