Handwerk buhlt um ausländische Lehrlinge

Mehr als 14 000 Lehrstellen sind noch offen. Viele Kammern gehen jetzt auf Migranten zu.

Berlin. 14 000 Plätze sind derzeit unbesetzt, das deutsche Handwerk sucht händeringend Nachwuchs. Die Blicke richten sich nun verstärkt auf die europäischen Krisenstaaten mit hoher Jugendarbeitslosigkeit.

„Wir suchen nach Wegen, wie wir Jugendlichen aus Spanien und Portugal eine Ausbildung in Deutschland ermöglichen können“, sagte Handwerkspräsident Otto Kentzler im Gespräch mit unserer Zeitung.

Ab heute treffen sich in Kaiserslautern die Hauptgeschäftsführer der 53 Handwerkskammern in Deutschland zu ihrer zweitägigen Herbstkonferenz. Ein Thema wird der Lehrlingsmangel sein.

Laut einer unserer Zeitung vorliegenden Erhebung haben 58 Prozent der Kammern inzwischen Initiativen zur Anwerbung ausländischer Fachkräfte und Auszubildender in deren Heimatländern ergriffen.

Derzeit engagiere man sich vor allem in Spanien und Portugal. Darüber hinaus werben einige Kammern mittlerweile auch schon in Polen und Tschechien für eine Ausbildung in Deutschland.

Bereits vor vier Jahren hatte der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) einen ersten Integrationsatlas vorgelegt, in dem die Handwerkskammern ihre Aktivitäten für die Gewinnung von Migranten als Azubis vorstellten.

Jetzt wird bei der Konferenz erneut Bilanz gezogen werden. Laut der Umfrage gehen inzwischen 80 Prozent der Kammern gezielt auch auf Migranten zu, um sie für eine Ausbildung zu gewinnen — vor allem in den Bezirken, in denen es große Migrantengruppen gibt.

Rund 46 Prozent bieten dabei Fördermaßnahmen an, 66 Prozent haben Integrationsprojekte initiiert oder sind in solche eingebunden. In jeder zweiten Kammer sind inzwischen Berater mit Migrationshintergrund tätig.

Das zahlt sich offenbar aus: 57 Prozent der Kammern geben an, dass die Ausbildungsbeteiligung von Einwanderern in den vergangenen fünf Jahren gestiegen ist. Lediglich neun Prozent melden einen Rückgang.

Die Zahlen seien ein „eindrucksvoller Beleg“ für das Engagement des Handwerks im Bereich der Integration, so Kentzler. Sein Satz, „der Meister der Zukunft ist ein Türke“, habe nach wie vor Gültigkeit.

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