Handwerk wirbt um Studenten - "neue Perspektiven für frustrierte Akademiker"

Verbandspräsident Kentzler kündigt Initiative an, um frustrierten Akademikern neue Perspektiven zu geben.

Düsseldorf. Das Handwerk wirbt verstärkt um Abiturienten und Studenten. „Im Handwerk bekommen sie eine klare Orientierung — und zwar nach oben. Gesellenbrief, Meisterbrief, Selbstständigkeit — Berufserfolg statt Studienfrust“, sagte Handwerkspräsident Otto Kentzler im Interview mit unserer Zeitung.

Kentzler bezeichnete den Trend zur Akademisierung als „fatal“. Die Hochschulen seien zu Massenbetrieben verkommen, rund ein Drittel der Studenten gäben frühzeitig ohne einen Abschluss auf. „Die Handwerkskammern haben begonnen, gezielt um diese enttäuschten Studenten zu werben“, sagte Kentzler. Motto dieser Initiativen sei „Berufserfolg statt Studienfrust“.

Gleichzeitig übte der Handwerkspräsident Kritik an dem Bildungsniveau der Schulabgänger. „Hier ist seit Pisa nicht genug passiert. Viele Handwerksmeister nehmen das mittlerweile in ihrer Not selbst in die Hand und verpassen ihren Azubis Nachhilfestunden“, sagte Kentzler. Zudem engagierten die Betriebe häufig externe Ausbildungsbetreuer. Sonst sei vielfach nicht gewährleistet, dass die jungen Leute in der Berufsschule mitkämen. Angesichts der sinkenden Schülerzahlen rechnet Kentzler auch langfristig mit Engpässen bei Auszubildenden und Fachkräften.

Die Lage des Handwerks bezeichnete Kentzler als gut. Das Jahr 2011 sei sehr gut gewesen, das vergangene Jahr nur leicht schwächer. Das neue Jahr werde stabil sein, lediglich das Kfz-Gewerbe stehe vor schweren Zeiten. Red

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