HSBC droht Milliardenstrafe wegen Geldwäsche

London (dpa) - Die Skandale der Vergangenheit halten die britische Großbank HSBC weiter in Atem. Im dritten Quartal musste die Bank mehr als eine weitere Milliarde US-Dollar für den Geldwäsche-Skandal in den USA und die Falschberatung von Kunden in Großbritannien zur Seite legen.

Bis Ende September wurde das Ergebnis dadurch bereits mit mehr als drei Milliarden Dollar belastet. Der Deutsche-Bank-Konkurrent warnte zudem davor, dass die tatsächliche Kosten noch deutlich höher ausfallen könnten. Fortschritte konnte die Bank am Montag aber im operativen Geschäft vermelden.

Diese wurden im dritten Quartal allerdings von den juristischen Gefechten überschattet. Der Überschuss sank um rund die Hälfte auf 2,5 Milliarden Dollar (1,96 Mrd Euro), wie HSBC am Montag mitteilte. Operativ schnitten die Briten im dritten Quartal aber ordentlich ab. Vor allem die Erträge im Investmentbanking - und dort vor allem im Geschäft mit Anleihen - zogen deutlich an. Die HSBC profitierte dabei wie die Konkurrenz von einer Erholung an den Märkten und in der Branche. Im Oktober sei der Ertrag im Handelsbereich zufriedenstellend ausgefallen, hieß es.

Am Aktienmarkt wurde die erneute Milliardenstrafe dann auch nur kurzzeitig mit deutlichen Abschlägen bestraft. Die Aktie verlor in den ersten Minuten nach Veröffentlichung der Quartalszahlen um bis zu 2,5 Prozent. Zuletzt konnte das Papier die Verluste reduzieren und lag noch etwas mehr als ein Prozent im Minus. Die erneuten Milliardenbelastungen aus den Rechtsstreitigkeiten hatten viele Experten erwartet. Sorge bereitet den Analysten eher, dass die Kosten nicht so schnell zurückgehen wie erwartet.

"Die Kosten sind eine Enttäuschung", sagte Simon Maughan, Analyst bei Olivetree Securities. "Dies nährt die Zweifel, ob die Bank bei ihren Sparplänen so schnell wie geplant vorankommt." HSBC-Chef Stuart Gulliver zeigte sich am Montag allerdings optimistisch was die Sparziele angeht. Er rechnet jetzt damit, dass die Kostenbasis stärker als bislang angekündigt sinken soll. Gulliver hatte im August 2011 - acht Monate nach seinem Amtsantritt - angekündigt, die Aufwendungen um 2,5 bis 3,5 Milliarden Dollar drücken zu wollen.

Der Bankchef hatte damals angekündigt, bis Ende 2013 rund 30.000 oder rund zehn Prozent der Stellen streichen zu wollen. Hier ist Gulliver bereits am Ziel. Zuletzt beschäftigte die Bank noch rund 267.000 Menschen und damit 22.000 weniger als noch Ende 2011. Die HSBC war weltweit eine der ersten Großbanken, die wegen der jüngsten Branchenkrise einen Stellenabbau im großen Stil angekündigt hatte.

Inzwischen sind ihr zahlreiche weitere Häuser - darunter auch die Deutsche Bank - gefolgt. Gulliver trennt sich zudem von unrentablen Sparten, um das Geschäft in Schwellenländern aufzubauen. Mit diesen Schritten will er die Rendite trotz der künftig strengeren Eigenkapitalregeln auf 12 bis 15 Prozent steigern. Zuletzt lag die Rendite unter anderem wegen der hohen Kosten für die Geschäfte vor seiner Zeit noch deutlich unter diesem Wert.

Die größte juristische Baustelle der Bank ist der im Sommer aufgetauchte Geldwäsche-Skandal in den USA . Die HSBC hatte im Juli ihr Fehlverhalten offiziell eingestanden. Ein Untersuchungsbericht des US-Senats hatte zuvor offengelegt, dass die Bank über Jahre hinweg Geldwäsche unterstützt hatte. Demnach transferierten HSBC-Filialen Milliarden aus Ländern wie Mexiko, Iran und Saudi-Arabien in die USA. Die HSBC soll damit Drogenhändlern sowie Finanzierern des Terrorismus in die Hände gespielt haben. Für mögliche Strafzahlungen legten die Briten im dritten Quartal weitere 800 Millionen Dollar dafür zurück - insgesamt sind es damit schon 1,5 Milliarden Dollar.

Noch teurer kommt der Bank die Falschberatung von britischen Privatkunden beim Verkauf von Kreditausfallversicherungen (PPI) zu stehen. Dafür erhöhte die HSBC die Rückstellungen im dritten Quartal um 357 Millionen Dollar. Damit hat der Fall, der die gesamte britische Bankenbranche trifft, die HSBC schon 2,1 Milliarden Pfund gekostet. Die fehlerhafte Beratung belastet die britischen Banken stärker als erwartet. In der vergangenen Woche hatten Barclays, Lloyds und Royal Bank of Scotland ihre Rückstellungen für Schadensersatz-Ansprüche deutlich erhöht - mittlerweile hat die Belastung aus der Falschberatung einen zweistelligen Milliardenbereich erreicht.

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