Ifo-Präsident Sinn kritisiert EZB wegen Zinssenkung

Berlin/München (dpa) - Der Präsident des Münchener Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, hat angesichts der jüngsten Leitzinssenkung harsche Kritik an EZB-Chef Mario Draghi geübt.

„Draghi missbraucht das Euro-System, indem er den Südländern Billig-Kredite gibt, die sie am Kapitalmarkt so nicht bekommen würden“, sagte Sinn der „Bild“-Zeitung. Die Rettung der Krisenländer sei nicht Aufgabe der EZB, sondern des dafür vorgesehenen Rettungsschirms.

Mittlerweile seien fünf Jahre verstrichen, ohne dass sich die Wettbewerbsfähigkeit in den Krisen-Staaten nennenswert verbessert habe, monierte Sinn. „Damit die Euro-Krisenländer mehr sparen und dringend überfällige Reformen umsetzen, brauchen sie höhere Zinsen, die ihrem höheren Konkursrisiko angemessen sind, nicht niedrigere Zinsen.“

Am Donnerstag hatten Europas Währungshüter den Leitzins von 0,5 auf das historische Tief von 0,25 Prozent gesenkt. EZB-Präsident Draghi hatte den Schritt mit der niedrigen Inflationserwartung und der zögerlichen Konjunkturerholung begründet.

Niedrige Zinsen verbilligen tendenziell Kredite und Investitionen und kurbeln so die Wirtschaft an. Allerdings gab es nach der EZB-Entscheidung zahlreiche kritische Stimmen. Das niedrige Zinsniveau entwertet Geldanlagen und stellt etwa Lebensversicherer vor große Probleme, angemessene Überschüsse für ihre Kunden zu erwirtschaften.

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