Insolvenzverfahren für P+S-Werften eröffnet

Stralsund (dpa) - Gut zwei Monate nach dem Insolvenzantrag für die zahlungsunfähigen P+S-Werften hat das Amtsgericht Stralsund das Insolvenzverfahren eröffnet.

Als Insolvenzverwalter wurde Berthold Brinkmann berufen, der bereits Ende August die vorläufige Insolvenzverwaltung für die Werften in Stralsund und Wolgast mit 1750 Beschäftigten übernommen hatte. Das sagte Amtsgerichtssprecher Dirk Simon am Donnerstag. Gründe für die Eröffnung des Verfahrens seien die Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung. Nach Angaben der Insolvenzverwaltung ist die Werft mit mehr als 100 Millionen Euro überschuldet.

Die Gläubiger haben eine Frist bis zum 14. Dezember 2012, um ihre Forderungen beim Insolvenzverwalter anzumelden. Die erste Gläubigerversammlung wurde für den 17. Januar 2013 angesetzt.

Die Werften sehen sich eigenen Angaben zufolge mit möglichen Forderungen von mehr als einer halben Milliarde Euro konfrontiert. Den Forderungen stehen aber millionenschwere Vermögenswerte gegenüber, dazu gehören Grundstücke, angefangene Schiffsneubauten sowie technischen Anlagen, wie ein Sprecher sagte.

In seinem Gutachten hatte sich Brinkmann für den Verkauf der Werften an mögliche Investoren ausgesprochen. Für die auf Behörden- und Marineschiffbau spezialisierte Peenewerft rechnet er mit einem Verkauf bis Ende 2012. Für die Volkswerft in Stralsund, auf der die Scandlines-Fähren gebaut wurden, sei die Situation „weitaus schwieriger“.

Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens nahm auch die Transfergesellschaft ihre Arbeit auf, in die zunächst 1100 der 1750 P+S-Mitarbeiter wechselten. Der Transfergesellschaft Küste Mecklenburg und Vorpommern (TGKMuV) liegt eigenen Angaben zufolge ein Pool von 350 Firmen in Norddeutschland vor, die vakante Stellen gemeldet haben. Für einzelne Ex-Beschäftigte der Werften, für die sich bereits Beschäftigungsperspektiven aufgetan haben, soll in den kommenden Tagen die Vermittlung beginnen, sagte der Geschäftsführer der Gesellschaft, Oliver Fieber.

Das Land stellt für die Transfergesellschaft ein Darlehen von 15 Millionen Euro bereit, dazu kommen 9,2 Millionen aus dem Europäischen Sozialfonds. Eine weitere Million Euro wird für den Verbleib der Auszubildenden auf der Werft bereitgestellt. Insgesamt gehen laut Fieber in den kommenden Monaten 1727 Mitarbeiter in die Transfergesellschaft über, in der sie jeweils für ein halbes Jahr bleiben. In dieser Zeit erhalten sie Transferkurzarbeitergeld in Höhe von 67 Prozent ihres früheren Monatsbruttolohns und eine neunprozentige Aufstockung.

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