Interview mit Unternehmer Lutz Goebel: „Denken an langfristige Markt-Entwicklung“

Familienunternehmer Lutz Goebel über die Unterschiede zu Konzernen.

Lutz Goebel, Präsident von Die Familienunternehmer ASU

Lutz Goebel, Präsident von Die Familienunternehmer ASU

Foto: Young David (DY)

Düsseldorf. Herr Goebel, die von Ihnen vertretenen Familienunternehmen sind Eigentümer-geführt. Was zeichnet diese Firmen im Vergleich zu Manager-geführten Firmen aus?

Lutz Goebel: Wir sind natürlich nicht automatisch die besseren Unternehmer, aber ich kann doch sagen, wir sind für unsere Gesellschaft insgesamt die bessere Lösung.

Weshalb ?

Goebel: Ein Familienunternehmer denkt an die langfristige Entwicklung am Markt, agiert meist vorsichtiger, ist in der Region verwurzelt und für die Mitarbeiter ein verlässlicher Arbeitgeber. Unsere Mitglieder setzen nicht bei der ersten Wirtschaftsdelle die Leute auf die Straße, wie es große Konzerne oft tun. Auf deren Managern lastet ein enormer Druck seitens der Investoren, Aktionäre und Analysten.

Die Perspektive der Manager ist wohl eher kurzfristig?

Goebel: Genauso ist es. Von den Dax-Vorstandschefs, die bei der ersten Kanzlerschaft von Angela Merkel 2005 tätig waren, sind nur noch sieben da. Die haben im Schnitt eine Verweildauer von fünf Jahren, müssen in den ersten zwei Jahren aufräumen und kämpfen dann um die Vertragsverlängerung. Wenn das nicht klappt, müssen sie für nichts haften und werden mit einem goldenen Handschlag verabschiedet.

Was sind die Probleme der Familienunternehmen?

Goebel: Vor allem die Frage, einen geeigneten Nachfolger zu finden und zu verhindern, dass etwa unter Geschwistern kein Streit entsteht, der das Unternehmen finanziell ruinieren kann.

Wie beurteilen die Familienunternehmen die ersten 100 Tage der großen Koalition?

Goebel: Da finden wir vieles sehr enttäuschend. In den Jahren 2001 bis 2011 haben unsere Politiker, wir Unternehmer und unsere Mitarbeiter unser Land in Ordnung gebracht, doch jetzt schlägt das Pendel wieder zurück. Die große Koalition macht Dinge, die unsere Gesellschaft sich nicht leisten kann, vor allem in der Sozialpolitik.

Sie meinen damit doch bestimmt die Rente mit 63 Jahren?

Goebel: Ja, die ist ein völliges Unding. Wir Familienunternehmer setzen schon seit langem auf die Beschäftigung älterer Mitarbeiter und werden dafür nun schlagartig bestraft. Uns gehen durch die Rente mit 63 wertvolle Mitarbeiter verloren, die einen enormen Erfahrungsschatz haben. Allein in meinem Unternehmen könnten in den nächsten Jahren 60 Prozent der Mitarbeiter diese frühere Rente in Anspruch nehmen, wenn sie das wollen.

Das ist doch angenehm für die Frührentner.

Goebel: Mag sein, aber bezahlen müssen das Arbeitgeber, Arbeitnehmer und vor allem die jüngeren Generationen. Die werden kräftig zur Kasse gebeten. Ab 2017 sind die Rentenkassen leer, und der Steuerzahler wird bezahlen müssen. Dagegen werden wir uns mit unserem Verband weiter massiv zur Wehr setzen.

Schwarz-Rot will den Frauenanteil in Führungsetagen erhöhen. Wie stehen Sie zur Frauenquote?

Goebel: Davon halte ich gar nichts. Ich glaube, dass Frauen es auch alleine schaffen, die Karriereleiter zu erklimmen, vorausgesetzt die Rahmenbedingungen wie genügend Kitaplätze stimmen.

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