Kärcher siegt im Wasser-Streit

US-Konkurrent Tennant werden unsaubere Werbeversprechen verboten.

Stuttgart. In Wein kann der Reinigungsriese Tennant Wasser zwar nicht verwandeln. Glaubt man der Werbung des US-Herstellers, allerdings sehr wohl in ein kräftiges Reinigungsmittel. Teurer Allzweckreiniger, umweltschädliche Chemie — all das soll seine Technologie überflüssig machen, verspricht Tennant. Zu schön, um wahr zu sein, vermutete der deutsche Konkurrent Kärcher. Nun bekam er Recht: Das Wunderwasser ist ein unsauberes Werbeversprechen und kann Reinigungsmittel bei bestimmten Verschmutzungen nicht ersetzen, so das Stuttgarter Landgericht.

Die Schwaben hatten sich schon lange mit Hochdruck gegen die Werbung des US-Rivalen gewehrt. Sollte Tennant keine Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen, kann Kärcher das letzte Kapitel des Rechtsstreits schreiben.

Bereits vor knapp zwei Jahren hatte Kärcher Klage eingereicht. Konkret ging es um Geräte mit dem sperrigen Namen „Scheuersaugmaschinen“ — sie schrubben unter anderem Klassenzimmer, Behördenflure oder Bahnsteige.

Die Amerikaner wollten sich davon nicht in den Dreck ziehen lassen: Kunden hätten die Technik mehr als fünf Jahre lang getestet und für gut befunden, erklärte eine Firmensprecherin. Tennant stehe eindeutig hinter seinem elektrisch aktivierten Wasser. Konkret soll die „ec-H2O-Technik“ Wasser elektrisch derart umwandeln, dass es mindestens so gründlich reinigt wie chemische Mittel. Sogar „schädlichen Mikroorganismen“ soll so der Garaus gemacht werden, heißt es in einer Broschüre. Das Gericht will so etwas künftig nicht mehr sehen: „Es ist umstritten, ob es überhaupt wirkt“, sagte der Richter. „Es war unstrittig, dass mineralölhaltige Verschmutzungen nicht beseitigt werden können.“

Den Konkurrenten Kärcher freut’s und er betont, dass man auch an besonders umweltfreundlichen Produkten forsche. Aktiviertes Wasser gehöre dazu allerdings nicht. „Wir befassen uns nicht mit Themen, wo ein Physikstudent im Grundstudium schon lernt, dass sie nicht funktionieren.“ Ein entsprechendes Gutachten hatten die Schwaben trotzdem in Auftrag gegeben — und sich das Papier 35 000 Euro kosten lassen. Das Fazit: Der Effekt mit herkömmlichem Wasser ist derselbe. Diese Auffassung teilte nun auch das Gericht — Tennant muss Kärcher die Kosten für die Untersuchung erstatten.

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