Krise im Euroraum belastet deutsche Exportwirtschaft

Wiesbaden (dpa) - Schlechter Monat für Deutschlands Exporteure: Nach dem guten August ist der deutsche Außenhandel im September so überraschend stark in die Knie gegangen wie seit November 2009 nicht mehr.

„Die europäische Schuldenkrise wirft ihre Schatten auf den deutschen Außenhandel“, sagte der Präsident des Außenhandelsverbands BGA, Anton F. Börner. Im Monatsvergleich sanken die deutschen Exporte im September um 2,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Damit wurde das kräftige Plus vom August aufgezehrt. Experten wurden von der Entwicklung überrascht. Sie hatten bei den Ausfuhren ein kleineres Minus von 1,5 Prozent erwartet. Auch die Einfuhren sanken von August auf September um 1,6 Prozent.

Im Jahresvergleich gaben die deutschen Exporte erstmals seit Januar 2010 wieder nach. Sie sanken im September um 3,4 Prozent. Die Importe gaben um 3,6 Prozent nach. Um mehr als neun Prozent brachen die Exporte in die Eurozone erneut besonders heftig ein. Die Ausfuhren in die EU insgesamt sanken um 7 Prozent.

Die weiter leicht positive Entwicklung des Exportgeschäfts mit Drittländern (plus 1,8 Prozent) konnte die Einschnitte in Europa nicht auffangen. Zumal die Dynamik auch hier nachlässt: In den ersten neun Monaten 2012 insgesamt stiegen die Ausfuhren in Länder außerhalb der EU um 10,4 Prozent. Die Rezession in Südeuropa belaste zunehmend auch die wirtschaftlichen Schwergewichte in Asien und Amerika, sagte Börner.

Dennoch betont der BGA-Präsident: „Für Schwarzmalerei ist trotz des aktuellen Rückgangs im Außenhandel kein Raum. Die Einbrüche schmerzen, aber sie haben nicht das Niveau aus der Finanzkrise.“

Ohnehin sind die Exporte in den ersten neun Monaten 2012 weiter mit 4,1 Prozent im Plus. BDI-Außenwirtschaftsexperte Oliver Wieck sagte: „Die deutsche Exportwirtschaft hat sich erneut auf den Weltmärkten behauptet. Auf Jahressicht gehen wir nunmehr von bis zu vier Prozent Exportwachstum aus. Damit werden wir unseren Anteil am Welthandel in diesem Jahr weiter ausbauen.“

Auch im Durchschnitt der Monate Juli bis September liegen sie um 1,5 Prozent über dem Niveau des zweiten Quartals, wie Commerzbank-Analystin Ulrike Rondorf vorrechnet: „Dies ist angesichts der Schwäche des Welthandels beachtlich und verdeutlicht die hohe Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft.“ Allerdings mehrten sich die Anzeichen, dass das Bruttoinlandsprodukt nach einem kleinen Plus von 0,2 Prozent im dritten Quartal im vierten Quartal spürbar schrumpfen dürfte.

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