Von der Telefonistin zur Matriarchin — ihr Weg ist erstaunlich. Welche Position sie sich im milliardenschweren Bertelsmann-Imperium erarbeitet hat, wurde spätestens 2002 klar: Da übernahm sie den Vorsitz der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft und setzte durch, dass für 4,5 Milliarden Euro Bertelsmann-Anteile von einem belgischen Investor zurückgekauft wurden. Etliche Manager blieben auf der Strecke, so die Aufsichtsratschefs Mark Wössner und Gerd Schulte-Hillen sowie Vorstandschef Thomas Middelhoff.

21. Juni 1941: Elisabeth Beckmann wird als Tochter eines Handwerkers und einer Hutmacherin geboren. Der Vater wird eines Tages vom Blitz getroffen, überlebt schwer verletzt, fällt als Ernährer aber aus. Die Mutter Josefa bringt die fünf Kinder alleine durch, lässt sich nicht unterkriegen, wie Liz Mohn gerne erzählt.

Als 17-Jährige bricht Liz Mohn ihre Ausbildung zur Zahnarzthelferin ab und bewirbt sich heimlich beim Bertelsmann Buchclub. Sie beginnt als Telefonistin und trifft nach sechs Wochen auf einem Betriebsfest den 20 Jahre älteren Chef Reinhard Mohn. „Ich fand mich hübsch in dem neuen weißen Wollkleid, das meine Mutter mir genäht hatte“, schrieb Liz Mohn später. Das findet Reinhard Mohn auch und beim Walzer kommt man sich näher.

Wer sich den Fortgang dieser Beziehung aus Liz Mohns Aufzeichnungen erschließen will, muss rechnen. Von 1963 bis 1978 ist sie mit Bertelsmann-Lektor Joachim Scholz verheiratet. In dieser Zeit werden Brigitte, Christoph und Andreas geboren. Sie lässt keinen Zweifel, dass es die Kinder Reinhard Mohns sind. 1982, nach dem Tod seiner Mutter, lässt sich Reinhard Mohn von seiner ersten Frau scheiden und heiratet Liz.

Ihren Mann, der 2009 starb, bezeichnet Liz als ihren geduldigen Lehrmeister. Er führt sie an den Konzern heran, ermutigt sie, zu lernen und Verantwortung zu übernehmen. Und Liz Mohn macht deutlich, dass Bertelsmann in der Familie bleibt: „Die Nachfolger der sechsten Generation sind da, die siebte Generation steht vor der Tür.“