Lokführer pokern um Jobgarantie

Gewerkschaft und Bahn ringen heftig um den Umgang mit dienstunfähigen Mitarbeitern. Streiks sind möglich.

Lokführer pokern um Jobgarantie
Foto: Jan Woitas

Berlin. Lokomotivführer ist ein besonderer Job. Man kann ihn aus Gründen verlieren, die nichts mit der eigenen Leistung zu tun haben. Zum Beispiel, weil man die regelmäßigen Tauglichkeitsprüfungen nicht mehr besteht, etwa wegen einer Sehstörung. Oder weil einem ein Lebensmüder vor den Zug gesprungen ist.

Etwa 53 Zugführer werden jeden Monat mit der Erfahrung konfrontiert, einen Menschen totgefahren zu haben. Nicht alle verkraften das.

Bei der Deutschen Bahn werden jährlich rund 150 der insgesamt 20 000 Lokomotivführer dauerhaft untauglich für den Job. 30 von ihnen wegen Traumatisierungen. Mit diesen, das erkennt auch die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) an, geht der Konzern schon bisher sehr fürsorglich um. Es gibt psychologische Betreuung, Umschulungen, Arbeitsangebote vorrangig in der Region zum bisherigen Gehalt (allerdings ohne Schichtzulagen) und, wenn all das nichts hilft, auch Abfindungen.

Für jene, die aus anderen gesundheitlichen Gründen nicht mehr fahren können, gilt das alles nur mit Abstrichen. Und hierin liegt der Tarifkonflikt begründet, der demnächst dazu führen könnte, dass Deutschland lahmgelegt wird. Bis Dienstag hat die Gewerkschaft dem Konzern Zeit gegeben, sein Angebot nachzubessern.

Beide Seiten klingen nach den wochenlangen Gesprächen, in denen immer wieder mit Streik gedroht wurde, genervt. Die GDL erhebe immer neue Forderungen, heißt es in der Konzernzentrale. Einen Mitarbeiterschutz wie man ihn angeboten habe, gebe es „sonst nirgendwo auf der Welt“. Die Bahn wolle offenbar den Arbeitskampf, entgegnen die Lokomotivführer. Dann werde sie ihn bekommen.

Die GDL verlangt eine Art lebenslange Jobgarantie für jeden, der aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr fahren kann. Und zwar will sie, dass ein Job zu gleichen Konditionen in der jeweiligen Region des Mitarbeiters angeboten wird. Bislang wird rund ein Drittel der Betroffenen bundesweit innerhalb des Konzerns vermittelt. „Kinderlandverschickung“ nennt die GDL das Verfahren spöttisch.

Diese regionale Arbeitsplatzgarantie soll auch für die rund 115 Lokomotivführer gelten, die jedes Jahr ihren Arbeitsplatz verlieren, weil die Bahn Ausschreibungen gegen andere Wettbewerber verloren hat.

Der Konzern ist bereit zu weitgehenden Regelungen, aber nur für eine Dienstunfähigkeit, die „im Rahmen der Tätigkeit“ erlitten wurde. Außer durch eine Traumatisierung zum Beispiel durch einen Arbeitsunfall. Die Gewerkschaft will aber ausdrücklich auch jene in die Regelung einbezogen wissen, die anderweitig arbeitsunfähig werden, sei es durch eine Krankheit oder durch einen Unfall in der Freizeit, etwa beim Sport. An diesem Punkt sind die Verhandlungen am Donnerstag vorerst gescheitet.

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