Lufthansa legt trotz Streiks zu

Frankfurt/Main (dpa) - Die Streiks von Flugbegleitern und Flughafenpersonal haben die Lufthansa im abgelaufenen Jahr kaum von ihrem Weg abgebracht. Ihr wegen der Konjunkturschwäche gebremster Expansionskurs bescherte Europas größter Fluggesellschaft vollere Maschinen.

Während die Zahl der angebotenen Flüge sank, stiegen 103 Millionen Menschen in die Flieger der Lufthansa und ihrer Töchter Germanwings, Swiss und Austrian Airlines, 2,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dennoch blieb der Konzern hinter seinem Rekord aus dem Jahr 2011 zurück. Damals hatte er 106 Millionen Fluggäste gezählt - allerdings zusammen mit der inzwischen verkauften Tochter British Midland (BMI).

Die Zahl der Flüge ging im Jahresvergleich um 1,6 Prozent zurück, das Platzangebot wuchs dagegen um ein halbes Prozent, weil immer größere Maschinen eingesetzt werden. Die Auslastung der Maschinen wuchs um 1,2 Prozentpunkte auf 78,8 Prozent.

Im Dezember schlug die Lufthansa einen besonders deutlichen Schrumpfkurs ein. Während das Flugangebot konzernweit um 6,3 Prozent gekürzt wurde, ging die Zahl der Fluggäste im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5,1 Prozent auf 7,1 Millionen zurück. Zugleich waren die Flieger besser gefüllt als ein Jahr zuvor: Die Auslastung stieg um 1,3 Prozentpunkte auf 77,2 Prozent.

Die Fluggäste dürften die Verknappung des Angebots in Form höherer Preise zu spüren bekommen haben. „Das Preisumfeld blieb weiter positiv“, beschrieb das Lufthansa-Management die Lage.

Bei der Fracht zeigte die Entwicklung 2012 deutlich nach unten: Lufthansa Cargo kam auf 1,7 Millionen Tonnen Fracht und Post, ein Rückgang um 8,5 Prozent. Im Dezember betrug das Minus sogar 11,0 Prozent.

Mit ihrem gebremsten Wachstum im Passagiergeschäft folgt die Lufthansa dem Trend der Branche. Der angeschlagene Konkurrent Air Berlin streicht seit mehr als einem Jahr Streckennetz und Flotte zusammen, um aus den roten Zahlen zu kommen. Selbst der hochprofitable irische Billigflieger Ryanair weitet seinen Winterflugplan nicht aus und lässt wie vor einem Jahr bis zu 80 seiner rund 300 Maschinen am Boden. Die Lufthansa hatte Ende September 635 Flugzeuge im Bestand.

Europa gilt in der weltweiten Luftfahrtbranche als Problemregion. Der Weltluftfahrtverband IATA erwartet, dass die Fluggesellschaften auf dem alten Kontinent 2012 und 2013 insgesamt geradeso die Gewinnzone erreichen. In allen anderen Weltregionen fliegt die Branche Gewinne ein.

Die Lufthansa reagiert mit einem harten Sparkurs und einer neuen Europa-Strategie auf die Konkurrenz durch Billigflieger wie Ryanair und Easyjet. Der seit Jahren defizitäre Europa-Direktverkehr abseits der Drehkreuze Frankfurt und München wird seit Anfang 2013 auf die bisherige Billigtochter Germanwings übertragen, bei der ein niedrigeres Gehaltsniveau gilt. So soll das Geschäftsfeld in die schwarzen Zahlen kommen.

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