Lufthansa stoppt Investitionen und Einstellungen

Frankfurt/Main (dpa) - Wegen der anhaltend schwierigen Geschäftslage hat die Deutsche Lufthansa einen Investitionsstopp verhängt. Ausgenommen seien Ausgaben für neue Flugzeuge und andere betriebsnotwendige Güter, erklärte eine Sprecherin am Donnerstag in Frankfurt auf dpa-Anfrage.

Der Vorstand der größten Fluggesellschaft Europas hat den Schritt am Montag beschlossen und zunächst auf sechs Monate befristet. Das Personal soll nicht weiter aufgestockt werden.

Der Investitionsstopp soll möglichen Herabstufungen der Kreditwürdigkeit durch Ratingagenturen vorbeugen, wie Finanzchef Stephan Gemkow vor Mitarbeitern erläuterte. Eine schlechtere Bewertung würde unmittelbar zu höheren Zinsen führen und die finanziellen Spielräume weiter einengen.

Lufthansa-Chef Christoph Franz verlangte auch vom Personal Sparbeiträge, etwa durch längere Arbeitszeiten. „Ebenso müssen wir an den Personalkosten arbeiten und Personalaufbau vermeiden“, wird er in der Mitarbeiterzeitschrift „Lufthanseat“ zitiert. Franz kündigte zudem Neuverhandlungen mit Lieferanten und Flughäfen an.

Betriebsnotwendige Investitionen würden wie geplant weiterverfolgt, erläuterte die Sprecherin. Beispiele für nun aufgeschobene Projekte nannte sie nicht. Es sei aber klar, dass der für den Standort Frankfurt verkündete Investitionsstopp der Frachttochter Lufthansa Cargo ausschließlich als Vorsichtsmaßnahme im Zusammenhang mit dem vorläufigen Nachtflugverbot zu sehen sei.

Laut Gemkow wird Lufthansa die bestellten neuen Flugzeuge abnehmen. Mit dem Einsatz der Airbus A 380 oder der Boeing 747-8 Intercontinental würden schließlich die Betriebskosten gesenkt. „Wir wollen vermeiden, dass statt der Gewinne zunächst die Kosten steigen.“ Aktuell stünden 202 Flugzeuge mit einem Listenwert von 19 Milliarden Euro bis 2018 auf der Bestellliste. Bereits im kommenden Jahr zieht Lufthansa mehr ältere Jets aus dem Verkehr als zunächst geplant. Der Flugplan wurde zusammengestrichen.

Lufthansa hatte im dritten Quartal Federn lassen müssen, steht aber besser da als viele Mitbewerber. Die nachlassende Ticketnachfrage, die Unruhen in Nordafrika, zusätzliche Steuern und vor allem die hohen Kerosinpreise drückten aufs Ergebnis. Bis Ende September hatte Lufthansa nach jüngsten Zahlen operativ 578 Millionen Euro verdient und damit das Vorjahresergebnis um 5,6 Prozent verfehlt. Verabschiedet hat sich Lufthansa-Chef Christoph Franz schon zuvor von dem Ziel, im Gesamtjahr den 2010er-Wert von 876 Millionen Euro operativen Gewinns zu übertreffen.

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