MAN startet in schwieriges Jahr

München (dpa) - MAN erwartet ein schwieriges Jahr. Auch wenn der Lastwagenbauer langfristig mit einem soliden Wachstum rechnet, 2012 dürfte es nur wenig Grund zur Freude geben. Im ersten Quartal sank das operatives Ergebnis im Vergleich zum Vorjahresquartal um etwa 20 Prozent auf 253 Millionen Euro.

Dies sei „unbefriedigend“, sagte Vorstandschef Georg Pachta-Reyhofen auf der Hauptversammlung der neuen VW-Tochter am Freitag in München. Es ist das erste Aktionärstreffen nach der Mehrheitsübernahme durch den Wolfsburger Autoriesen, der die Münchner mit der schwedischen Tochter Scania enger zusammenbinden will.

Dabei wird das Jahr 2012 kein Selbstläufer. So werde auch auf dem wichtigen Markt in Brasilien in diesem Jahr der Absatz rückläufig sein - unter anderem wegen der Umstellung auf schadstoffärmere Motoren. Auch auf anderen Märkten wird es nicht leichter. Der Umsatz stieg im ersten Quartal leicht auf 3,8 Milliarden Euro. Die ganzen Zahlen legt MAN am 3. Mai vor. Für das gesamte Jahr rechnet Pachta-Reyhofen mit leicht sinkenden Umsätzen und weniger Gewinn.

Trotz der durchwachsenen Aussichten für dieses Jahr hat sich Pachta-Reyhofen ehrgeizige Ziele gesetzt. „Bis zum Jahr 2020 wollen wir der erfolgreichste Nutzfahrzeughersteller weltweit sein.“ Dabei helfen sollen die neuen Familienbande. „Durch die sich nun bietenden Kooperationsmöglichkeiten mit Volkswagen und Scania erhalten wir neuen Rückenwind.“ Vor allem bei Einkauf, Entwicklung und Produktion wolle MAN von VW und Scania profitieren und „voll angreifen“. Doch Details zu den Pläne für die Kooperation nannte der Manager nicht.

Wie Scania weht der Wind MAN vor allem in Westeuropa heftig ins Gesicht. 2013 rechnet Pachta-Reyhofen allerdings wieder mit einer Erholung. In diesem Jahr dürften Umsatz und Gewinn aber schrumpfen. Insgesamt setzt MAN große Hoffnungen in das Geschäft mit den Schwellenländern, wie China oder Russland. Die Wolfsburger setzen hohe Erwartungen in ihre neue Tochter, die nach Umsatz die drittgrößte Marke in dem riesigen Auto-Imperium sind.

Die Macht aus Niedersachsen bekommt MAN künftig noch deutlicher zu spüren: Volkswagen hat bei MAN nun auch im Aufsichtsrat das Sagen. Mit VW-Chefaufseher Ferdinand Piëch und Audi-Boss Rupert Stadler sowie der Neuwahl von VW-Chef Martin Winterkorn, VW-Finanzchef Hans Dieter Pötsch und VW-Nutzfahrzeugvorstand Jochem Heizmann stellen die Wolfsburger nun fünf der acht Sitze der Anteilseigner in dem Aufsichtsgremium.

Angesichts eines VW-Anteils von mittlerweile rund 74 Prozent war die Wahl der Manager sicher. Vor einem Jahr hatte VW angesichts der noch nicht umgesetzten Übernahmepläne bei der Aufsichtsratsbesetzung auf Druck der EU einen Rückzieher gemacht - und auf die Wahl verzichtet.

Die Wolfsburger erwägen nun auch den Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrages, schließen aber auch den Ausschluss aller anderen verbliebenen MAN-Aktionäre nicht aus. VW halte sich alle Optionen offen, sagte Piëch am Freitag. Genauer wollte er auf die Pläne von Volkswagen allerdings nicht eingehen.

Angesichts der großen VW-Mehrheit, gilt es bei etlichen Experten zudem als wahrscheinlich, dass MAN künftig auch den wichtigsten deutschen Aktienindex DAX verlassen wird. Bereits bei früheren Gelegenheiten hatte MAN auf solche Spekulationen demonstrativ gelassen reagiert.

Kaum Kritik gab es von den Aktionären an den Ergebnissen von 2011. Belastet wurde der Gewinn von den Aufräumarbeiten bei der früheren Tochter Ferrostaal. Dennoch zahlt MAN mit 2,30 Euro eine um 30 Cent höhere Dividende aus.

Pachta-Reyhofen geht zudem weiterhin davon aus, dass sein Unternehmen auch nach der Übernahme durch VW im Ganzen erhalten bleibt. Volkswagen habe bereits vor dem Kauf der Mehrheit zugesichert, etwa den Bau von Großdieselmotoren für Schiffe oder Turbomaschinen nicht abzugeben, sagte Pachta-Reyhofen. Daran habe sich nichts geändert. MAN beschäftigt weltweit rund 52 500 Menschen und hatte 2011 von rund 16,5 Milliarden Euro umgesetzt.

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