Manager im Schönheitsstress

Zehn Stunden arbeiten — doch sehen darf man es nicht.

München. Kosmetik für den Mann? Das waren früher höchstens Seife und Deo. Inzwischen haben fast alle großen Hersteller Faltencremes, Anti-Augenring-Stifte oder Peelings für Herren im Programm.

Damit machen sie ein gutes Geschäft: Zuletzt legte der Markt für Männerkosmetik weltweit um mehr als sechs Prozent zu — und verspricht laut Nivea-Hersteller Beiersdorf auch in Zukunft Wachstum.

Ein Grund für das Interesse der Männer an Kosmetik ist nach Ansicht von Experten die Arbeitswelt, in der das jugendlich-dynamische Aussehen an Bedeutung gewinnt. Augenringe als Nachweis für einen langen Tag am Computer — das war gestern. „Heute gilt: Attraktivität ist eine Leistung“, sagt die Autorin des Buchs „Schön“, Rebekka Reinhard. Die Leistungsträger in den Firmen dürften zwar zehn Stunden und mehr im Büro verbringen, aber bloß nicht danach aussehen.

In deutschen Chefetagen sind Wohlstandsbäuche längst zur Ausnahme geworden. Moderne Manager brüsten sich eher mit ihren Marathon-Zeiten als mit der Menüfolge beim Geschäftsessen und laden ihre Gäste zum „Light Lunch“ aus Hähnchenspießen mit Brokkoli.

In den USA sind auch Herrengespräche über Schönheits-Operationen schon salonfähig. „Dort wird es auch für Männer zunehmend normal, sich die Tränensäcke zu entfernen und die Stirnfalten zu glätten und sich so ihre berufliche Zukunft zu sichern“, erklärt Reinhard.

Auch in Deutschland legen sich immer mehr Männer unters Messer. 2012 lag der Männeranteil bei allen Schönheitsoperationen bei 16 Prozent. Bei Ohren- und Kinnkorrekturen machten Männer fast ein Drittel der Patienten aus, so die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. „Haarausfall, abstehende Ohren, ein wenig markantes Kinn“, beschreiben Ärzte die Problemzonen des Mannes.

Für den Frischekick zwischendurch locken Kosmetikinstitute mit Behandlungen zur Mittagszeit für Männer. In Nivea-Spas beispielsweise sind laut einer Sprecherin 20 Prozent der Gäste Männer. „Gebucht werden eher Massagen als Gesichtsbehandlungen, doch geht der Trend bei Männern auch zu Maniküre und Pediküre.“

„Viele Männer lassen sich bei uns die Wimpern färben“, berichtet die Münchner Friseurin Angela Würstle. Vor allem beruflich erfolgreiche Männer kümmern sich nach ihrer Beobachtung verstärkt um das Aussehen — und lassen sich auch die Haare färben oder die Augenbrauen zupfen.

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