Merck-Konzern will sparen - Stellen bedroht

Darmstadt (dpa) - Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck will sparen, ein Stellenabbau scheint wahrscheinlich. Wegen wachsender Konkurrenz müssten in allen Geschäftsbereichen und Regionen die Effizienz gesteigert und aufgeblähte Organisationen verschlankt werden.

Das teilte das Dax-Unternehmen mit. Voraussichtlich würden auch Arbeitsplätze gestrichen, erklärte Merck-Chef Karl-Ludwig Kley in einer Mitteilung. Insgesamt hat der Konzern weltweit mehr als 40 000 Beschäftigte, allein am Standort Darmstadt über 9000.

Zum möglichen Abbau von Stellen gab es zunächst keine genauen Angaben. „Natürlich haben wir eine Vorstellung davon, was erreicht werden muss, aber wir werden uns mit den Arbeitnehmervertretern in den einzelnen Ländern beraten und alle pragmatischen Vorschläge prüfen“, so Kley. Auch der Betriebsrat wollte dazu auf Anfrage keine Auskunft erteilen. Betriebsratschef Heiner Wilhelm meinte, die Unternehmensführung habe einen „ergebnissoffenen Prozess“ zugesichert.

Der Merck-Chef hatte schon öfters auf die Dringlichkeit eines Umbaus hingewiesen. Sorgen macht vor allem die Pharmasparte. Bei Medikamenten gegen Multiple Sklerose hat Merck auch schon eine Schlappe hinnehmen müssen: Die Tablette Cladribin ist bei den Arzneimittelbehörden in Europa und den USA durchgefallen. Als Konsequenz brach Merck den weltweiten Zulassungsprozess für Cladribin ab.

Merck werde nun in Beratungen mit den Arbeitnehmervertretern in verschiedenen Ländern eintreten, um soweit möglich sozialverträgliche Lösungen zu finden. Kley betonte, es gehe um eine „einvernehmliche Lösung“. Der Aktienkurs des Unternehmens gab nach der Ankündigung nach, am Nachmittag lag das Minus bei 1,65 Prozent auf 79,33 Euro.

Die Geschäftsleitung habe am Freitag Aufsichtsrat und Arbeitnehmervertretern erste Pläne zur Steigerung der Effizienz vorgestellt, hieß es in der Mitteilung weiter. Die Vorhaben gehörten zu einem im vergangenen Jahr angekündigten Programm. Dieses bestehe aus zwei Phasen: In den ersten beiden Jahren liege der Fokus auf Umbau und Kostensenkung, in der zweiten Phase dann auf der Erschließung künftigen Wachstums.

Die Bilanz für das Geschäftsjahr 2011 hat Merck für den 6. März angekündigt. 2010 war der Umsatz auch wegen der Übernahme einer US-Firma um fast 20 Prozent auf den Höchstwert von 9,3 Milliarden Euro gestiegen. Das operative Ergebnis erhöhte sich um 71,6 Prozent auf 1,11 Milliarden Euro. Prognosen zu Steigerungen in 2011 mussten aber wieder gesenkt werden.

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