Metro erringt Etappensieg im Machtkampf bei Media-Saturn

München (dpa) - Die Metro hat sich im Machtkampf bei Europas führendem Elektronikhändler Media-Saturn vor Gericht gegen Minderheitseigentümer Erich Kellerhals durchgesetzt. Der Streit zwischen dem 72 Jahren alten Gründer und dem Düsseldorfer Handelsriesen um den Kurs von Media Markt und Saturn dürfte aber weitergehen.

Nicht nur der Metro-Konzern, auch Kellerhals sieht seine Position gestärkt. In der Deutung der bisherigen juristischen Entscheidungen stehen sich beide Seiten unversöhnlich gegenüber. Metro-Chef Olaf Koch hält den Streit für entschieden. „Jetzt geht der Blick nach vorne. Und nur nach vorne“, sagte Koch am Donnerstag.

Vor dem Oberlandesgericht (OLG) München hatte die Metro am Vormittag einen wichtigen Etappensieg errungen. Die Richter bestätigten dem Konzern, dass die Einrichtung eines Beirats für operative Entscheidungen bei der Media-Saturn-Holding (MSH) rechtmäßig war und wies die Klage von Kellerhals zurück. Die Düsseldorfer wollen mit dem Beirat das Vetorecht von Kellerhals in der Gesellschafterversammlung aushebeln. Aus Sicht des Konzerns blockierte der 72-Jährige in diesem Gremium wichtige Weichenstellungen wie etwa das Online-Geschäft. Nun sei der Weg für die dringende Neuausrichtung der schwächelnden Ketten frei. „Es geht um die Zukunft der Firma“, sagte Koch und versicherte, mit allen Gesellschaftern konstruktiv zusammenarbeiten zu wollen.

„Diese Gerichtsentscheidungen bringen die notwendige Klarheit in Bezug auf die Steuerung der MSH und machen den Weg frei für effiziente und schnelle Entscheidungsprozesse“, sagte Koch. Auch einen zweiten wichtigen Punkt entschieden die Richter. Für die Frage, welche Themen mit welcher Mehrheit im Beirat entschieden werden können, sei das OLG nicht zuständig, erklärten die Richter. Das sei Aufgabe eines in der Satzung des Unternehmens eigens eingerichteten Schiedsgerichts. Und genau dieses Schiedsgericht hatte bereits am Mittwoch entschieden, ohne den Spruch zu veröffentlichen.

Laut Metro kann der Beirat wie gewünscht in wichtigen operative Fragen entscheiden, etwa über den Zu- und Verkauf von Unternehmen oder Immobilien. „Damit herrscht nun Klarheit“, sagte Koch. Bei allen strategischen und operativen Entscheidung zur Führung der Holding sei künftig der Beirat zuständig. Die Kellerhals-Seite sieht das allerdings anders: „Die Metro ist mit den Entscheidungen ihren selbst erklärten Zielen keinen Millimeter näher gekommen.“

Der Düsseldorfer Konzern könne nicht gegen den Willen der Gründer „durchregieren“. Auch in der Gesellschafterversammlung müssten noch immer wichtige Entscheidungen getroffen werden. Koch sagte, es gehe ihm nicht darum, „durchzuregieren“. Wer ihn und den Metro-Vorstand kenne, wisse, dass dies nicht die Art der Unternehmensführung sei, die er bevorzuge. Es gehe ihm um Kooperation mit den Gesellschaftern. Doch der Deutungsstreit dürfte weitergehen, denn bisher liegt keine ausführliche Begründung des Schiedsspruchs oder des OLG-Urteils vor. Auch deswegen behält sich Kellerhals noch Rechtsmittel vor, auch wenn die juristischen Hürden dafür relativ hoch sind. Am Ende geht es vor allem um das Klima zwischen den Beteiligten.

„Der Konflikt, den die Metro ohne Not Anfang 2011 ausgelöst hat und der dem gemeinsamen Unternehmen schadet, kann und wird mit juristischen Mitteln nie gelöst werden“, sagte der Sprecher von Kellerhals. Ob und wie es Koch und Kellerhals gelingt, die Gräben zuzuschütten, ist offen. Manches spricht dafür, dass der Streit weitergeht, auch vor Gericht. „Letztlich kann jeder einzelne Beiratsbeschluss, der gegen die Stimmen der Gründungsgesellschafter ergeht, künftig vor den ordentlichen Gerichten angefochten werden“, betont die Kellerhals-Seite. Die Richter hatten beide Parteien zum Auftakt des Verfahrens ermahnt, sich „endlich zusammenzuraufen“. Es sieht derzeit nicht danach aus, dass dies schnell gelingen wird.

Dabei kann der Handelskonzern Störfeuer derzeit überhaupt nicht gebrauchen. Media-Saturn ist mit mehr als 20 Milliarden Euro Jahresumsatz zweitgrößter Erlösbringer im Metro-Konzern und war über viele Jahre eine Ertragsperle. Doch nun kämpft die Tochter mit der starken Konkurrenz aus dem Internet. Mit Preissenkungen und eigenem Onlineangebot versucht Media-Saturn Kunden zurückgewinnen. Die Kosten dafür drückten das Ingolstädter Unternehmen im ersten Halbjahr tief in die roten Zahlen. Auch Personalquerelen sorgten für Schlagzeilen. Die Stelle des Finanzchefs ist nach wie vor verwaist, nachdem erst im April Rolf Hagemann und wenige Monate später der kommissarisch eingesetzte Metro-Manager Georg Mehring-Schlegel das Handtuch warfen.

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