Microsofts zweiter Neuanfang

Der Software-Riese stellt mit Windows Phone 8 einen Mobilableger seines neuen Betriebssystems vor.

San Francisco. Mit dem Produktstart von Windows Phone 8 am Montag wagt Microsoft innerhalb von zwei Jahren den zweiten Neuanfang. Im Herbst 2010 wurde der Vorgänger Windows Phone 7 eingeführt, das erstmals das markante Kachel-Design auf den Smartphone-Bildschirm brachte.

Unter der Haube steckte aber noch der Systemkern der betagten Software Windows CE. Der Erfolg am Markt hielt sich für die Windows Phones in engen Grenzen, auch weil der Partner Nokia mitten in Restrukturierungsarbeiten steckte und das Angebot von Apps im Microsoft-Store noch sehr übersichtlich war.

Das neue System dagegen ist quasi der kleine Bruder des großen Desktop-Systems Windows 8, so dass es künftig Millionen von Windows-Entwicklern leicht fallen sollte, Smartphone-Varianten ihrer Apps zu programmieren.

Nun kann Microsoft auch bewährte Technologien wie die Verschlüsselungslösung BitLocker ohne großen Aufwand von der PC-Welt auf das Smartphone holen und so in fremden Revieren wildern.

Um die eigene Position in der Auseinandersetzung mit den beiden Konkurrenten Google und Apple zu stärken, haben sich die Microsoft-Manager im ersten Schritt RIM als Opfer ausgesucht.

RIM, Hersteller des bei Geschäftsleuten beliebten „Blackberry-Smartphones“ befindet sich seit Monaten in der Krise und hat Probleme, sein veraltetes Betriebssystem zu erneuern. Mit Windows Phone 8 hofft Microsoft, RIM die Geschäftskunden abwerben zu können.

Im Kampf um die privaten Kunden hat Microsoft vor allem das Android-Segment im Visier. Die Anwender des Google-Betriebssystems gelten als weniger loyal zu einer bestimmten Marke als die Fans von Apple. Außerdem sind Hersteller von Android-Phones wie Samsung und HTC dem Vernehmen nach nicht unglücklich, dass mit Windows Phone eine Alternative zu Android zur Verfügung steht, damit die Abhängigkeit der Unternehmen von Google nicht zu stark wird.

Ähnliche Argumente hört man auch aus den Reihen der Mobilfunkanbieter, die sich eine bessere Verhandlungsposition erhoffen, wenn in den Smartphone-Markt noch mehr Wettbewerb kommt. Die Provider entscheiden mit ihrem Verkaufspersonal in den Telefonläden und ihren Angeboten online in einem erheblichen Ausmaß darüber, mit welchem Smartphone die Kaufinteressenten nach Hause gehen.

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