Neue Karstadt-Chefin verzichtet auf Kahlschlag

Düsseldorf (dpa) - Trotz anhaltender Verluste will die neue Karstadt-Chefin Eva-Lotta Sjöstedt bei dem Warenhauskonzern vorerst auf radikale Maßnahmen verzichten.

Neue Karstadt-Chefin verzichtet auf Kahlschlag
Foto: dpa

Weder habe sie einen „Geheimplan“ in Richtung eines Zusammenschlusses mit Kaufhof zu einer Deutschen Warenhaus AG, noch stünden Schließungen von Filialen bevor. „Darum geht es uns als Management nicht, sondern darum, Karstadt als Ganzes profitabel zu machen“, sagte Sjöstedt dem „Handelsblatt“ (Dienstag) in ihrem ersten Interview nach dem Amtsantritt.

Sjöstedt will wieder verstärkt um die Stammkunden werben, die ihr Vorgänger Andrew Jennings mit einer Flut neuer, ungewohnter Modemarken verprellte. Kundinnen um die 50 Jahre sollten künftig im Mittelpunkt stehen, sagte sie.

Außerdem sollen die Mitarbeiter vor Ort mehr Mitsprache erhalten, um das Angebot stärker auf die lokalen Bedürfnisse auszurichten. „Einige Filialen haben beispielsweise die Funktion eines Nahversorgers, während andere mehr von Kunden aus dem Umland besucht werden. Die Sortimente müssen sich also unterscheiden“, sagte Sjöstedt.

Spielraum für Investitionen, etwa in die Renovierung von einzelnen Warenhäusern, gibt es allerdings kaum. „Wir werden weiter auf die Kosten schauen, bei vielen kleinen und bei großen Dingen“, sagte die Schwedin, die zuvor Managerin beim Möbelhaus Ikea war.

Möglichkeiten für rasche Verbesserungen sieht Sjöstedt beim Sortiment in den Filialen, Online sowie in der Werbung und der Warenversorgung. Trotz der großen Herausforderungen zeigte sich die Karstadt-Chefin zuversichtlich, die Schwierigkeiten meistern zu könne. „Ich würde nicht hier anfangen, wenn ich nicht daran glauben würde, dass wir alle zusammen es schaffen können.“

Wie groß die Herausforderungen sind, die die Schwedin bewältigen muss, zeigten die jüngst im Bundesanzeiger veröffentlichten Zahlen der Karstadt Warenhaus GmbH zum Geschäftsjahr 2011/2012. Da vervielfachte sich der Verlust wegen teurerer Abfindungsprogramme gegenüber dem Vorjahr von 21 auf 158 Millionen Euro. Doch auch im operativen Geschäft vor Steuern fiel ein Verlust von 30 Millionen Euro an, nach einem Gewinn von 16 Millionen Euro im Vorjahr.

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