Nord Stream prüft Ausbau der Ostseepipeline

Lubmin/Zug (dpa) - Das Firmenkonsortium Nord Stream prüft den Ausbau der 1200 Kilometer langen Ostseepipeline um einen dritten und vierten Leitungsstrang.

Die Anteilseigner des Betreiberkonsortiums haben grünes Licht für eine Machbarkeitsstudie zum Bau von zusätzlich bis zu zwei weiteren Leitungssträngen gegeben, wie Nord-Stream-Sprecher Ulrich Lissek am Freitag sagte.

Die Studie - eine Grundlage für mögliche Investitionsentscheidungen - werde technische Lösungen, alternative Routenverläufe, Umweltauswirkungen und Kosten eines Trassenausbaus prüfen. Das Ergebnis soll bereits in acht Monaten den Nord-Stream-Gesellschaftern, den Energiekonzernen Gazprom (Russland), BASF Wintershall, Eon Ruhrgas (Deutschland), Nederlandse Gasunie und dem französischen Unternehmen GDF Suez, vorgelegt werden.

Der erste Leitungsstrang der 7,4 Milliarden teuren Erdgastrasse zwischen dem russischen Wyborg und dem deutschen Lubmin bei Greifswald ging vor einem halben Jahr in Betrieb. Seitdem flossen nach Nord-Stream-Angaben rund vier Milliarden Kubikmeter Erdgas von Russland nach Deutschland. Durch einen zweiten Parallelstrang soll ab Herbst 2012 russisches Gas nach Westen strömen.

Die Transportkapazität der in zweieinhalb Jahren gebauten Trasse liegt dann bei 55 Milliarden Kubikmeter pro Jahr. Vor wenigen Monaten hatte der damalige russische Ministerpräsident und jetzige Staatspräsident Wladimir Putin vorgeschlagen, die Nord-Stream-Trasse um weitere Stränge zu erweitern. Der staatliche Energieriese Gazprom ist mit 51 Prozent Mehrheitseigner von Nord Stream.

Obwohl die Pipeline derzeit nur zu einem Drittel ausgelastet ist, könnte es nach Nord-Stream-Einschätzung sinnvoll sein, die Transportkapazität über die Ostsee zu erhöhen. „Eine Gaspipeline ist eine Investition, die langfristig für 50 Jahre angelegt ist“, sagte Lissek. Eine weitere Diversifizierung der Transportrouten trage zu einer verbesserten Versorgungssicherheit in der EU bei.

Zudem werde der Bedarf an Erdgas in der EU steigen. Bisher ist die Ukraine das wichtigste Transitland für russisches Gas. Mit dem Ausbau der Ostseeroute dürfte die Ukraine an Bedeutung verlieren. Die Ostseepipeline führt erstmals russisches Erdgas unter Umgehung von Transitländern direkt nach Deutschland.

Nach Angaben der Internationalen Energieagentur IEA wird der Importbedarf der EU bis 2030 auf jährlich 523 Milliarden Kubikmeter ansteigen - 211 Milliarden Kubikmeter mehr als derzeit. Mit der neuen umstrittenen Methode des Frackings, bei der sogenanntes Schiefergas mit Hilfe von Chemikalien gefördert wird, könnten sich allerdings bisher unerreichbare, in tieferen Gesteinsschichten schlummernde Ressourcen erschließen lassen.

Die Machbarkeitsstudie solle den Anteilseignern darüber Aufschluss geben, wie der Bedarf an zusätzlichen Gasimporten in den nächsten Jahrzehnten gedeckt und Gaslieferungen basierend auf existierenden Verträgen gesichert werden können, teilte Nord Stream mit. Mit zwei weiteren Pipelinesträngen könnte sich die Transportkapazität theoretisch auf maximal 110 Milliarden Kubikmeter - in Abhängigkeit der zur Studie gehörenden Bedarfsanalysen - verdoppeln.

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