Olaf Koch am Ruder von Metro

Der Finanzvorstand braucht keine Einarbeitungszeit.

Düsseldorf. Der Kronprinz wird Chef: Der bisherige Metro-Finanzvorstand Olaf Koch übernimmt das Ruder beim größten deutschen Handelskonzern. Bis zuletzt wurde spekuliert, dass Kochs Ernennung am Widerstand der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat scheitern könnte. Sie hätten sich lieber den 58-jährigen Franzosen Joel Saveuse, ein erfahrener Handelsexperte und Vorstandsmitglied, als neuen Metro-Chef gewünscht.

Doch nach dem wochenlangen Führungsgerangel stieg der Handelsdruck. Schließlich kündigten sowohl der Kapitän als auch der Steuermann — Vorstandschef Eckhard Cordes und der Vorsitzende des Aufsichtsrates Jürgen Kluge — an, das Schiff zu verlassen.

Franz Markus Haniel, der auf der gestrigen Sitzung zum neuen Vorsitzenden des Metro-Aufsichtsrates gewählt wurde, war gefordert und sondierte. Der Sprecher des Großaktionärs sorgte dafür, dass die notwendige Mehrheit für Koch unter den Räten auch zustande kam. Das neue Vorstandsteam mit Koch an der Spitze stehe „für Erfolg und Kontinuität bei der Neuausrichtung des Unternehmens“, sagte Franz Markus Haniel am Abend.

Koch braucht keine Einarbeitungszeit, er kennt den Handelsriesen aus dem Effeff. Das gilt vor allem für die Bilanzzahlen — und da fordern die Kapitaleigner vor allem zwei Dinge: Rendite und einen steigenden Aktienkurs. Obwohl Metro im vergangenen Jahr eines der besten Unternehmensergebnisse abgeliefert hat, sind die Aktionäre seit Anfang 2011 um einiges ärmer geworden: Die Metro-Aktie, die am Freitag bei rund 35,80 Euro notierte, hat seit Jahresanfang rund 40 Prozent an Wert verloren.

Vom eingeschlagenen Sparkurs wird Koch deshalb kaum abzubringen sein. Die wichtigste Baustelle ist die schwächelnde Elektronikfachmarktkette Media-Saturn, die im zweiten Quartal sogar Verluste schrieb, inzwischen aber wieder im Aufwind ist. Das Unternehmen, an dem Metro mit 75 Prozent beteiligt ist, hatte den Internethandel lange Zeit vernachlässigt. Zudem gilt es, eine Dauerfehde zwischen Metro und dem Minderheitsaktionär Erich Kellerhals zu beenden. Hinzu kommt der nach wie vor laufende Verkauf der Warenhauskette Kaufhof.

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