Patentprozess enthüllt die Apple-Mythen

Das Verfahren gegen Samsung bietet einen Einblick hinter die Kulissen des iPhone-Herstellers.

San Francisco. Apple ist nicht nur einer der erfolgreichsten Konzerne der Welt, sondern auch verschlossen wie kaum ein anderer. Die Designabteilung ist ein Hochsicherheitstrakt, die Mitarbeiter erzählen nicht, woran sie arbeiten, jedes Produkt soll bis zur Vorstellung ein Mysterium bleiben — so führte es der legendäre Gründer Steve Jobs ein.

Doch jetzt lüftet der Patentprozess gegen Samsung ein Apple-Geheimnis und einen Mythos nach dem anderen. 100 Seiten Fotos von iPhone- und iPad-Prototypen sind allgemein zugänglich und zeigen, wie mühsam sich die Designer zur endgültigen Form der Geräte durchgekämpft haben. Und dass der Konzern schon über ein kleineres iPad nachdachte, als Jobs Geräte dieser Größe zu „Totgeburten“ erklärte.

Die ersten Eindrücke vor Gericht spielen dabei eher Apple in die Hände. Wenn etwa Apple-Designer Christopher Stringer — langes Haar, heller Anzug — den Geschworenen erzählt, wie sein Team „am Küchentisch“ jongliert, wirkt das so, wie Apple wirken will: cool. Und die zahllosen verworfenen iPhone-Prototypen wirken eher als Beleg für die Rastlosigkeit der Designer denn als Fundgrube für verstreute fremde Einflüsse. Und sie bieten Stringer die Gelegenheit den schönen Satz zu sagen, die Designer hätten sofort gespürt, dass sie beim endgültigen Design für das erste iPhone ankamen, weil es schlicht das schönste war.

Die gelüfteten Geheimnisse sind der Preis, den Apple zahlt, um seine Ideenklau-Vorwürfe durchzufechten. Nur bei künftigen Produkten, da hört die Offenheit auf — auch im Gerichtssaal verweigert Marketingchef Phil Schiller eine Antwort auf eine Frage der Samsung-Anwälte zum Design des für Herbst erwarteten nächsten iPhone.

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