Preiskampf bewirkt Globalisierung des Pharmahandels

In Deutschland funktionieren Logistik und Vertrieb des Pharmagroßhandels problemlos. Apotheken erhalten bis zu fünf Mal am Tag Nachschub an Produkten, mit der Folge, dass innerhalb eines Zeitraums von wenigen Stunden jedes benötigte Arzneimittel überall im Land verfügbar ist.

Allerdings können die in diesem Geschäft den Markt dominierenden großen Pharmagroßhändler mit ihren Leistungen nur geringe Gewinne verzeichnen und schreiben in einigen Fällen sogar rote Zahlen, wie im vergangenen Jahr der Konzern Celesio. Es überrascht als nicht, dass aufgrund solcher Verhältnisse die Tendenz zu globalen Allianzen mit US-Konkurrenten und zur Deregulierung der Märkte geht.

Grund für die schwierige Situation, in die der Pharmahandel sich befindet, ist die strenge Reglementierung des Marktes. Schließlich gelten im Großhandel der Pharmabranche nicht die Regeln der Marktwirtschaft wie in anderen Branchen, sondern meist einen Sparkurs verfolgende gesundheitspolitische Vorgaben. Die staatliche Regulierung setzt dabei bereits bei der Herstellung verschreibungspflichtiger Medikamente ein. Auch wenn durch diese der Großteil des Umsatzes der Händler generiert wird, haben diese nicht das Recht den Produktpreis mit den Herstellern auszuhandeln, da dieser von staatlicher Seite festgelegt wird. Ihre Fortsetzung findet diese Reglementierung in der Wertschöpfungskette. Gestaltungsfreiheit haben die Händler erst bei Rabatten, die sie den Apotheken gewähren können. Als Konsequenz daraus überbieten sich die Konkurrenten mit Rabatten soweit, dass sie schließlich überhaupt kein Geld mehr verdienen.

Manche Großhändler betreiben infolgedessen nebenher selbst Apotheken, um überhaupt Umsätze zu erwirtschaften. Ein Beispiel: Celesio besitzt etwa 2.200 eigene Apotheken. Von diesen laufen in Großbritannien 1.600 unter der Marke Lloydspharmacy. Hierzulande hingegen sind Apothekenketten noch immer verboten, doch Branchenvertreter prophezeien auch für Deutschland eine Deregulierung der Märkte, wie sie in Großbritannien, Irland, Amerika, Kanada und Chile bereits stattgefunden hat. Der ehemaliger Konzernchef von Celesio Markus Pinger, sieht aus diesen Gründen viele Vorteile für unabhängige Apotheker durch die Entwicklung eines Apotheken-Netzwerks, da sich diese sonst allein gegen die Ketten behaupten müssten. In einem Verbund hingegen könnten die Apotheker als Unternehmen eigenständig bleiben und trotzdem von guten Konditionen profitieren. Hinzu käme, dass die Marke Verbrauchern Orientierung gäbe und ihr Vertrauen steigere. Beispielhaft hierfür steht die Apothekenmarke DocMorris, die einer Umfrage zufolge sechs von zehn Deutschen kennen.

Dieses Konzept ist nur eines zur Verbesserung der Unternehmenslage. Ein anderes besteht aus der Kooperation von Celesio mit US-Wettbewerbern oder sogar in einer Übernahme durch McKesson, einen US-amerikanischen Gesundheitskonzern, die erst kürzlich offiziell bestätigt wurde

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