Rücktritt am Hauptstadtflughafen BER: Mehdorn geht

Schönefeld (dpa) - Auf der Dauerbaustelle Hauptstadtflughafen hat Geschäftsführer Hartmut Mehdorn nach wochenlangen Querelen mit dem Aufsichtsrat seinen Rücktritt angekündigt.

Rücktritt am Hauptstadtflughafen BER: Mehdorn geht
Foto: dpa

Er biete an, zu bleiben, bis ein Nachfolger gefunden ist, längstens aber bis zum 30. Juni 2015, teilte das Unternehmen am Montag mit. Mehdorn ist erst seit 21 Monaten im Amt. Der Schritt kam überraschend, weil der Aufsichtsrat Mehdorn bei einer Sitzung am Freitag noch „alle Unterstützung“ zugesichert hatte. Unterdessen deutet sich an, dass die Kosten des Projekts weiter steigen.

Der bislang angesetzte Rahmen von 5,4 Milliarden Euro wird nach Angaben des stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Rainer Bretschneider (SPD) nicht reichen, nachdem das Unternehmen am Freitag die Eröffnung des Flughafens für das zweite Halbjahr 2017 angekündigt hat. Die 5,4 Milliarden waren auf einen Start im Jahr 2016 hin berechnet.

„Wenn sich das verschiebt, haben wir Mehrkosten“, sagte der brandenburgische Staatssekretär Bretschneider. „Das wird keine Milliarde sein, aber das wird schon eine Summe.“ Daher hätten die Gesellschafter bei der Europäischen Union vorsorglich die Genehmigung weiterer Beihilfen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro beantragt, sagte Bretschneider.

Ursprünglich sollten nur 1,1 Milliarden Euro beantragt werden - für die letzten Finanzspritze, die der Aufsichtsrat im Sommer bewilligt hatte. Mit der größeren Freigabe aus Brüssel wäre auch für Erweiterungen des Flughafens vorgesorgt, wie sie Mehdorn vorschlägt.

Mehdorn betonte: „Ich bedauere meinen Rücktritt persönlich sehr, da er weder meinem Pflichtbewusstsein noch meinen persönlichen Zielen entspricht.“ Die Spekulationen um seine Person hätten aber das vertretbare Maß überstiegen. Zudem schließe sich mit der Festlegung auf einen Eröffnungstermin im zweiten Halbjahr 2017 für ihn ein Kreis. Die Baustelle, die er im März 2013 im Chaos übernommen habe, sei nun geordnet. Mehdorn war zuvor auch Chef der Deutschen Bahn und von Air Berlin.

Mehdorn und der Aufsichtsrat waren in offenen Streit um eine externe Überprüfung seiner Arbeit geraten, die das Kontrollgremium veranlasst hatte. Nach Medienberichten ließ der Bund zwischenzeitlich einen Headhunter Nachfolger für Mehdorn suchen und hatte schon ein Vorstellungsgespräch geplant. Diese Berichte wurden aber nicht bestätigt.

Die Regierungschefs von Berlin und Brandenburg, Michael Müller und Dietmar Woidke (beide SPD), dankten Mehdorn und zollten ihm Respekt. Müller betonte, Mehdorn habe „die schwierige Situation auf der Baustelle neu geordnet und dem Projekt BER eine klare Richtung gegeben“. Ähnlich äußerte sich Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Der Berliner Innensenator und Flughafen-Aufsichtsrat Frank Henkel (CDU) kritisierte, dass Mehdorn sich bei der Sitzung des Gremiums am Freitag nicht offenbart habe.

Berlin, Brandenburg und der Bund sind Eigentümer der Flughafengesellschaft, bei der auch der Posten des Aufsichtsratschefs vakant ist. „Insgesamt hat es Mehdorn uns nicht immer leicht gemacht, aber wir haben es ihm auch nicht immer leicht gemacht“, sagte Woidke in Potsdam. „Ich glaube, dass der Terminplan haltbar ist.“

Mit dem angepeilten Start spätestens Ende 2017 würde der neue Flughafen sechs Jahre später als geplant eröffnet werden. Er soll die bestehenden Airports Tegel und Schönefeld ersetzen. Einen konkreten Termin wollte Mehdorn im nächsten Sommer nennen.

Bisher sind seit dem ersten Spatenstich 2006 vier Eröffnungstermine für den drittgrößten deutschen Flughafen geplatzt. Zu den Ursachen zählen Planungsfehler, Baumängel und Technikprobleme. Zentrales Problemfeld ist die Brandschutzanlage.

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