RWE-Chef hält an Atomkurs fest

Jürgen Großmann muss sich auf Kritik vom Aufsichtsrat einstellen.

Essen. Die Atomkatastrophe in Japan hat viele Bundesbürger zum Umdenken gebracht — RWE-Chef Jürgen Großmann aber hält am strikten Atomkurs fest. Im Vorfeld der Hauptversammlung des Konzerns am Mittwoch sagte er dem Wirtschaftsmagazin „Capital“: „Ich bin kein feiger Mensch. Ich plädiere seit Längerem für die Verlängerung der Laufzeiten und sehe keinen Grund, dies nun zu revidieren.“

Nicht nur Anti-Atom-Aktivisten hat er gegen sich, auch Teile des Aufsichtsrats könnten eine andere Strategie fordern. Vor allem die einflussreichen Vertreter der Kommunen im RWE-Kontrollgremium, die bei RWE noch über gut 25 Prozent der Aktien verfügen, könnten sich Großmann in den Weg stellen. Mit der sogenannten Sperrminorität sind sie in der Lage, wichtige Entscheidungen zu blockieren.

Zugleich sind die Gewinnziele in Gefahr, weil das AKW Biblis abgeschaltet werden musste. Doch für Großmann würde ein Wegfall der Atomkraft auch ein Scheitern bei den gesetzlichen Klimazielen bedeuten. „Um es klar zu sagen: Wir könnten ohne die Kernkraft unsere Emissionsziele nicht einhalten“, so der Vorstandschef gegenüber dem Magazin.

Natürlich könne man nach Japan nicht zur Tagesordnung übergehen, aber die deutschen Anlagen seien immer noch die sichersten der Welt. Auf die Hauptversammlung blickt er entspannt: „Wir haben über 500 Millionen Aktien und tausende von Aktionären. Da ist es doch klar, dass es auch unterschiedliche Meinungen gibt.“

Der RWE-Chef betont, dass die Kernenergie nur noch zehn Prozent der Energiegewinnung des Konzerns ausmache. Das Geld daraus sei aber nötig, um den Umbau Richtung erneuerbare Energien zu bezahlen. Zwar befinden sich Kohle-, Gas- und Windkraftprojekte mit einer Kapazität von 14.000 Megawatt in der Planung beziehungsweise im Bau, aber ob Großmann die Ausrichtung hin zu mehr grüner Energie gelingt, wird bezweifelt.

Zumal durch das Moratorium ein dreistelliger Millionenbetrag fehlt. Großmann sieht das Risiko seiner Position lediglich darin, dass „ein Konzern, der den Strom zu 90 Prozent aus anderen Quellen als der Kernenergie erzeugt, von den Medien auf den Begriff ‘Atomkonzern’ reduziert“ werde. dpa/Red

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