Schreckensjahr für die Griechen

Der bisher geplante Schuldenschnitt von 50 Prozent reicht wohl nicht aus. Griechischer Notenbanker warnt vor Drachme-Rückkehr.

Athen. Das neue Jahr beginnt in Griechenland mit den alten Problemen: Die Wirtschaft ist weiter auf Talfahrt, es wird gestreikt, die Regierung warnt vor der Staatspleite. Außerdem könnte der bislang geplante Schuldenschnitt nicht ausreichen.

Die Griechen sind tief verunsichert. Um bis zu 40 Prozent sei der Konsum über die Feiertage zurückgegangen, berichtet der Restaurant- und Barverband von Athen. Die Hotels in den Urlaubszentren waren halb leer. Gestern starteten die Apotheker einen Streik, weil die Zahlungen der staatlichen Versicherungen um Monate hinter ihren Verpflichtungen her hinken.

Regierungschef Lucas Papademos machte keinen Hehl daraus, wie schlimm die Lage ist: „Es gibt keine Wunderlösungen“, sagte er. Es mehren sich die Berichte, der geplante freiwillige Schuldenschnitt in Höhe von 50 Prozent könnte nicht reichen, das Ziel betrage nun 70 bis 80 Prozent. Das Finanzministerium wollte dies nicht bestätigen.

Die nächsten drei Monate bestimmten die Zukunft des Landes für Jahrzehnte, sagte Papademos. Bis Mitte März soll eine „Supertranche“ über 89 Milliarden Euro für Griechenland von den Geldgebern ausgezahlt werden. Um diese zu bekommen, muss Athen aber mit seinen Gläubigern den Schuldenschnitt von 50 Prozent unter Dach und Fach bringen. Mitte Januar wird die Gläubiger-Troika in Athen erwartet. Die Experten der EU, des Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank wollen erneut in die Bücher schauen.

Die griechische Wirtschaft aber ist weiter im freien Fall. Finanzminister Venizelos rechnet für 2012 mit einem Minus von 2,8 Prozent, nach einem Rückgang von 5,5 Prozent im vergangenen Jahr. Das Defizit soll 2011 mehr als neun Prozent betragen.

Wegen der Angst vor einem Austritt Griechenlands aus dem Euroraum sind nach Angaben der Bank von Griechenland in den vergangenen zwei Jahren mehr als 62 Milliarden Euro ins Ausland geschafft worden. Allein im September und Oktober 2011 flossen 14 Milliarden Euro an Geldeinlagen von Privatkunden und Unternehmen von den heimischen Finanzinstituten ab.

Der Gouverneur der griechischen Notenbank, Giorgos Provopoulos, hat derweil gewarnt, eine Rückkehr zur Drachme würde dramatische Folgen haben. In diesem Fall würde die Drachme drastisch abgewertet. Das Land würde wirtschaftlich ins Jahr 1950 zurückkehren.

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