Schreckgespenst Inflation

Die Geldschwemme der Zentralbank macht vielen Bürgern Sorgen. Doch Experten beschwichtigen.

Frankfurt. Die Milliardenschwemme der Euro-Retter ist für Verbraucher schon lange nicht mehr greifbar. Viele fragen sich: Entwertet das billige Zentralbankgeld unser Geld? Ohnehin heizten Sprit- und Energiepreise 2012 über Monate die Inflation in Deutschland an. Gefühlt liegen die Preissteigerungen im „Teuro“-Land oft noch höher als das, was Statistiker amtlich errechnen. Hartnäckig hält sich die Angst vieler Deutscher vor einer gigantischen Geldentwertung infolge heiß laufender Notenpressen.

„Die Europäische Zentralbank (EZB) verspricht uns knapp zwei Prozent Inflation, mittelfristig halte ich drei bis vier Prozent für wahrscheinlicher“, sagt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. „Und: Die Inflation wird in Deutschland höher ausfallen als in den Krisenländern selbst. Häufig werden die Zinsen nicht einmal die Inflation ausgleichen. Die Sparer haben dann das Nachsehen.“

Fakt ist: Dass die EZB den Leitzins im Euroraum auf das Rekordtief von 0,75 Prozent senkte und die Banken mit billigem Geld vollpumpte, drückte die Renditen für Sparer. Fakt ist aber auch: Trotz der Geldschwemme hält sich die Inflation bislang im Rahmen. Im November ließ die Teuerung in Deutschland sogar leicht nach, die jährliche Rate sank auf 1,9 Prozent und damit erstmals seit Juli unter die wichtige Marke von zwei Prozent.

EZB-Präsident Mario Draghi dürfte sich durch solche Daten bestätigt sehen. Der Italiener ist überzeugt: „Wegen der insgesamt schwachen Konjunktur und des langsamen Geldmengenwachstums bestehen mittelfristig derzeit nur sehr geringe Inflationsrisiken.“ Daran ändere auch die EZB-Krisenpolitik nichts. „Für jeden Euro, den wir zuführen, schöpfen wir auch wieder einen Euro ab“, verspricht Draghi.

Zwar erwartet selbst die EZB, dass die Teuerung im Euroraum noch eine Weile über ihrer Zielmarke von knapp unter zwei Prozent liegen wird. Im Laufe des Jahres 2013 werde die Grenze aber unterschritten. EZB-Direktor Jörg Asmussen bemühte sich, die Inflationsängste seiner Landsleute zu vertreiben: „Ich versichere Ihnen: Diese Sorgen sind unbegründet.“ Von Geldentwertung könne keine Rede sein.

Keine Spur also vom „Inflationsmonster“— jener Trickfigur, die in einem EZB-Film mit Scheinen und Münzen um sich wirft? An der Zapfsäule, im Supermarkt und beim Heizen mag man den Berechnungen der Statistiker kaum glauben. Der ADAC bestärkt die Skeptiker: Nach Berechnungen des Automobilclubs war Sprit nie so teuer wie 2012. Und die Energiepreise trieben auch in den vergangenen Monaten die Inflation.

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