Schwerer Vorwurf: Hunold soll sich bereichert haben

Der Verdacht wiegt schwer: Air-Berlin-Chef Joachim Hunold, Aufsichtsratsvorsitzender Johannes Zurnieden, drei weitere Air-Berlin-Manager sowie ein Unternehmensfremder sollen laut Staatsanwaltschaft Stuttgart ihr Insiderwissen bei der Übernahme des Konkurrenten dba genutzt haben, um Air-Berlin-Aktien vor Bekanntgabe des Deals zu kaufen und sich dabei zu bereichern. Gegen den Air-Berlin-Chef und weitere Manager wird ermittelt.

Berlin/Düsseldorf. Joachim Hunold wies diese Vorwürfe gestern zurück. Die Anleger beruhigte das jedoch wenig: Der Kurs der Air-Berlin-Aktie stürzte zeitweilig um acht Prozent ab. Sie fürchten offenbar, dass die Airline ohne ihren umtriebigen Chef Hunold "kopflos" dastehen würde. Insiderhandel wird mit Geldstrafen oder Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren bestraft.

Gestern hatten 50 Polizeibeamte und Mitarbeiter der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht bundesweit zehn Objekte durchsucht; darunter die Air-Berlin-Zentrale in Berlin, aber auch Privatwohnungen in Düsseldorf, Stuttgart, München, Bonn und Langenfeld. Der Vorwurf: Hunold und die anderen Beschuldigten sollen Anfang Juni Aktien der Berliner Airline im Gesamtvolumen von 1,5 Millionen Euro erworben haben - nachdem sie am 26. Mai eine Geheimhaltungsvereinbarung über den Beginn der Übernahmeverhandlungen mit der dba abgeschlossen hatten. Allein Hunold und Zurnieden sollen Aktien für 1,47 Millionen Euro gekauft haben. Erst am 17. August 2006 wurde die Übernahme der dba offiziell bekannt gegeben. Nach dieser Ad-hoc-Mitteilung schoss der Aktienkurs der Berliner um zwölf Prozent in die Höhe.

Hunold, der inzwischen auch die Düsseldorfer Fluglinie LTU erworben hat, wies den Vorwurf zurück: "Ob und in welchem Umfang der Börsenkurs von Air Berlin nach Bekanntgabe der dba-Übernahme steigen würde, war mehr als ungewiss." Der Air-Berlin-Chef gab aber zu, Anfang Juni 2006 erstmals Aktien seiner Airline zugekauft zu haben. "Die rechtlich auferlegte Sperrfrist nach dem Börsengang war abgelaufen, und ich wollte ein positives Zeichen für den Markt setzen."

Er bestätigte damit auch, dass er die Aktien nach Abschluss der Geheimhaltungsverpflichtung gekauft hat. Hunold: "Der Vorstand ist aber erst am 15. Juli zu Kaufverhandlungen ermächtigt worden." Am 17. August sei die Übernahme dann offiziell gemacht worden. Hunold beteuerte: "Bis zum Vorabend stand der Deal auf der Kippe." Außerdem habe er bisher keine Aktien verkauft und damit keine Kursgewinne realisiert.

Joachim Hunold ist in schwere Turbulenzen geraten: Da kaufen der Air-Berlin-Chef und seine Manager Aktien ihrer Airline just zu dem Zeitpunkt, wo sich die Übernahme des Konkurrenten dba im Geheimen anbahnt. Selbst wenn sich die Vorwürfe des Insiderhandels am Ende nicht halten lassen, erscheint der Kauf alles andere als "politisch korrekt". Ein schaler Beigeschmack wird zurückbleiben. Sollten sich die Vorwürfe gegen ihn allerdings bestätigen, dann wäre er als Vorstandschef nicht mehr tragbar.

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