Tankstellen Shell nutzt transparenten Benzinmarkt für neues Rabattmodell

Shell bietet mit Daten der Transparenzstelle eine Preisgarantie an. Markt reagiert noch verhalten.

Patrick Carré, Chef des Tankstellengeschäftes bei Shell Deutschland.

Patrick Carré, Chef des Tankstellengeschäftes bei Shell Deutschland.

Foto: Christian Charisius

Hamburg. Mit einem neuen Preis- und Rabattmodell mischt die Tankstellenkette Shell den Markt auf. Basierend auf den Daten der amtlichen Markttransparenzstelle werden an der Kasse die Preise der zehn nächstgelegenen Stationen verglichen und so angepasst, dass Kunden höchstens zwei Cent je Liter mehr zahlen als beim günstigsten Anbieter in der Umgebung. Am Mittwoch wurde das Modell an den 2000 Stationen eingeführt.

Das Angebot richtet sich an rund sechs Millionen Inhaber der Shell-Rabattkarte ClubSmart. Kombinationen mit anderen Rabattmodellen sind nicht möglich. ADAC-Mitglieder können also entweder einen Cent je Liter billiger tanken oder den Preisvergleich mit der ClubSmart-Karte in Anspruch nehmen. Die Konkurrenz reagiert auf das Modell verhalten: „Wir äußern uns grundsätzlich nicht zur Preisgestaltung anderer Wettbewerber“, heißt es bei Aral.

Shell möchte mit dem Angebot auch den starken Preisschwankungen etwas entgegensetzen. Die Preise ändern sich bis zu acht Mal täglich und schwanken um bis zu 20 Cent. „Wir wissen, dass die Kunden dadurch verunsichert sind. Sie verstehen nicht mehr, wie die Preise zustande kommen“, erklärt Tankstellenchef Patrick Carré.

Die Tankstellenbetreiber haben für den Ärger ihrer Kunden Verständnis. „Aber die Schwankungen sind gerade dem Tankstellen-Wettbewerb geschuldet“, heißt es beim Mineralölwirtschaftsverband. Zu einer Prognose, ob das Shell-Modell zu einer Beruhigung des hektischen Marktes beitragen kann, lässt sich Tankstellenchef Carré nicht bewegen. „Das wäre reine Spekulation.“

Die Markttransparenzstelle des Bundeskartellamts erfasst Preisbewegungen an fast allen deutschen Tankstellen, um bei Verdrängungsstrategien und anderen Formen des Missbrauchs von Marktmacht besser eingreifen zu können. Seit September 2013 müssen Betreiber ihre Daten melden. Die Angaben werden von verschiedenen Anbietern aufbereitet und in Form von Apps oder Internetseiten an den Verbraucher weitergegeben.

Das Rabatt-Modell von Shell möchte man im Bundeskartellamt nicht bewerten. Man merke aber, dass viele Autofahrer die Vergleichsmöglichkeiten nutzen. „Umso mehr davon Gebrauch machen und gezielt die günstigste Tankstelle ansteuern, umso stärker wird der Druck auf die Anbieter auch darauf zu reagieren, zum Beispiel in Form von Werbemaßnahmen“, so Sprecher Kay Weidner.

Shell ist der größte, aber nicht der einzige Anbieter, der die Daten der Markttransparenzstelle nutzt. Das Internetportal clever-tanken.de und die Tamoil-Gruppe mit ihrer Tankstellenmarke HEM sind eine Kooperation eingegangen. Wer über die App von clever-tanken bei der Tankstellensuche eine HEM-Tankstelle unter den Treffern hat, kann bei dieser den Tiefstpreis im Umkreis von fünf Kilometern geltend machen. Der Preis wird in der App gespeichert und muss innerhalb von 30 Minuten eingelöst werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort