Siemens plant Zukunft mit moderatem Umsatzwachstum

München (dpa) - Trotz verhaltener Konjunkturaussichten und Schuldenkrise traut sich Siemens für das neue Geschäftsjahr ein Wachstum über dem der Weltwirtschaft zu. Konzernchef Peter Löscher kündigte am Donnerstag ein „moderates Umsatzwachstum“ von drei bis fünf Prozent an.

Die Schwäche der Industrieländer solle durch die Schwellenländer aufgefangen werden. Diese machten bereits im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2010/11 rund ein Drittel des Umsatzes von 73,5 Milliarden Euro aus.Unter dem Strich verdiente der Konzern 7 Milliarden Euro.

Ohne den Verkauf der Anteile am Atomgeschäft mit dem französischen Areva-Konzern waren es 6 Milliarden Euro - ein Ergebnis, das Löscher halten will. Den Börsengang von Osram schiebt Siemens erst einmal auf die lange Bank. Die Medizinsparte steht vor einem Stellenabbau, und die ungeliebte Tochter Nokia Siemens Networks (NSN) wird weitere Millionen verschlingen.

Löscher sprach bei der Präsentation der Ergebnisse für das abgelaufene Geschäftsjahr von „unruhigen Zeiten“, für die der Konzern aber gut gerüstet sei. „Unser vielleicht größter Vorteil ist die Breite der Aufstellung.“ In den Schwellenländern lege Siemens mit überdurchschnittlichen Raten zu. „Vor diesem Hintergrund wollen wir weiterhin schneller wachsen als die Weltwirtschaft insgesamt.“

Wachstumstreiber im vergangenen Geschäftsjahr waren vor allem die Sektoren Industrie und Energie. Im Industrie-Sektor schlug insbesondere der Großauftrag der Deutschen Bahn für eine neue Generation von Hochgeschwindigkeitszügen von 3,7 Milliarden Euro zu Buche.

Der Energiebereich soll laut Löscher 45 Prozent zu seinem mittelfristigen Ziel von 100 Milliarden Euro Jahresumsatz beitragen. Auf 30 Milliarden Euro beziffert das Unternehmen inzwischen den Umsatz mit umweltfreundlichen Technologien. Bis 2014 soll er auf 40 Milliarden Euro steigen.

Im Solarbereich musste Siemens allerdings 231 Millionen Euro auf das erst 2009 übernommene israelische Unternehmen Solel abschreiben. Auch in der Medizinsparte läuft es nicht rund. Nach den teuren Wertberichtigungen im dritten Quartal auf die Partikeltherapie zur Krebsbehandlung stehen nun in der Strahlentherapie Stellenstreichungen an.

Das Unternehmen sprach von einer Zahl im mittleren dreistelligen Bereich, die in Deutschland wegfalle. Ursache sei der Kostendruck im Gesundheitswesen. Allen betroffenen Mitarbeitern sollten aber Arbeitsplätze im Unternehmen angeboten werden. Der Umbau soll laut Siemens-Finanzchef Josef Kaeser im laufenden Jahr rund 300 Millionen Euro kosten.

Weitere Belastungen in Höhe eines mittleren dreistelligen Millionenbetrags erwartet der Konzern durch die Neuaufstellung von NSN. Nach der erfolglosen Suche nach einem Käufer pumpten Siemens und Nokia kürzlich bereits je eine halbe Milliarde Euro in das Unternehmen. Kaeser rechnet zudem für 2012 mit einem weiteren Preisverfall für alle Produkte des Konzerns sowie mit Kosten für Forschung und Entwicklung und den Ausbau diverser Absatzmärkte. Deshalb wird der Gewinn nicht mit dem Umsatz steigen.

Auf einen baldigen Geldregen aus dem ursprünglich für den Herbst geplanten Börsengang der Lichttochter Osram kann Siemens nicht setzen. „Wir haben den Zyklus verpasst, er war leider sehr kurz“, sagte Kaeser „Die Aussichten sind nicht so, dass man ein IPO in allernächster Zeit erwarten könnte“.

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