Spaniens Cava ist in der Krise

Die Menschen im Königreich haben vielfach kein Geld mehr für den Schaumwein.

Madrid. In Spanien werden dieses Jahr deutlich weniger Sektkorken knallen: Das Königreich befindet sich in einer tiefen Wirtschaftskrise mit einer Massenarbeitslosigkeit von mehr als 26 Prozent. Dies verdirbt vielen Menschen die Sektlaune. Die Produzenten des berühmten „Cava“, jenes champagnerähnlichen Schaumweins aus dem nordspanischen Katalonien, beklagen schmerzhafte Umsatzeinbußen im Land der Fiestas. Nur der Export, vor allem in die reicheren nördlichen EU-Länder wie etwa Deutschland, rettet die spanischen Kellereien vor einem größeren Kater.

Früher floss der Cava in Spanien in Strömen. Vor allem zu Silvester, Weihnachten und sonstigen Feiern wurde er kistenweise nach Hause geschleppt. Jetzt begnügen sich viele Spanier, die immer weniger Geld in der Tasche haben, mit einer einzigen Flasche für die ganze Großfamilie.

Andernorts wird der Sekt als Fiesta-Getränk gleich ganz durch Bier ersetzt. Sogar zwei große private Fernsehsender, Antena 3 und La Sexta, haben in ihren Silvester-TV-Shows dem Cava den Garaus gemacht und werden Millionen Zuschauern mit einem kühlen Blonden zuprosten.

Die Krise des Sekts dürfte auch dadurch beflügelt werden, dass er im aufmüpfigen Katalonien gekeltert wird. Seit die Katalanen verkündeten, dass sie einen eigenen Staat wollen, sind ihre Produkte in Ungnade gefallen.

Bereits 2011 setzten die Sekt-Produzenten, die von den Weltmarken Freixenet und Codorniu angeführt werden, auf dem heimischen Markt knapp neun Prozent weniger um. 2012 ging der Verkauf noch einmal spürbar zurück. „Die Leute trinken weniger“, bilanziert betrübt Freixenet-Chef Josep Lluis Bonet. Gut, dass die Deutschen auf den Cava stehen, der nach der Champagnermethode gekeltert wird, aber viel weniger kostet als die französische Konkurrenz. 150 Millionen Flaschen, gut zwei Drittel der Produktion, werden für den Export abgefüllt. Allein die Deutschen trinken davon rund 40 Millionen Flaschen pro Jahr weg.

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