Suzuki erhöht Druck auf Volkswagen

Wolfsburg/Tokio (dpa) - Der japanische Autobauer Suzuki legt im Streit mit seinem Großaktionär Volkswagen nach und will die Trennung von dem Partner jetzt gerichtlich erzwingen. Man wolle den Fall vor den Schiedsgerichtshof der internationalen Handelskammer bringen, hieß es am Freitag in Tokio.

Suzuki-Chef Osamu Suzuki sagte: „Suzuki hat heute die Partnerschaft mit VW beendet.“ Suzuki will den Anteil von knapp 20 Prozent von Volkswagen zurückkaufen. „Volkswagen lässt uns keine Wahl“, sagte der Suzuki-Chef.

Der Wolfsbauer Autobauer hält dagegen an seinem Anteil fest. Für eine Kündigung gebe es aus Sicht von VW keinen Grund. „Die Begründung sehen wir als haltlos an“, sagte ein Sprecher. Der 2009 geschlossene Vertrag bestehe weiter. Es gebe keinerlei rechtliche Basis, eine Rückgabe der Aktien zu erzwingen. Die Auseinandersetzung hatte sich in den vergangenen Wochen immer mehr zugespitzt. Beide Seiten werfen sich gegenseitig Vertragsbruch vor.

In Wolfsburg tagte unterdessen der Aufsichtsrat. Nach dem Scheitern der Fusionspläne von VW und Porsche noch 2011 dürften die Kontrolleure über Alternativen beraten. Dazu gehört die Übernahme der restlichen Anteile des Sportwagengeschäfts, an dem VW bisher knapp die Hälfte hält. VW hatte im September angekündigt, neue Wege für eine gemeinsame Zukunft mit Porsche auszuloten und dem Aufsichtsrat noch in diesem Jahr zu präsentieren. Am Freitag trafen sich die Kontrolleure zu ihrer letzten regulären Sitzung in diesem Jahr.

Beim Carbon-Hersteller SGL Group ist Volkswagen derweil von BMW überholt worden. Die Münchener kündigten an, dort mit gut 15 Prozent einzusteigen. SGL liefert wichtige Rohstoffe für die Leichtbauweise, die für den Bau von Elektroautos als unerlässlich gilt. VW hält knapp unter zehn Prozent bei SGL. Den Einstieg des Konkurrenten wollte VW nicht kommentieren. Ein Sprecher wiederholte aber, man sehe SGL als Finanzinvestment.

Trotz der vielen offenen Baustellen präsentierte eine Studie am Freitag Europas größten Hersteller VW neben Hyundai als großen Gewinner des Jahres unter 18 globalen Autokonzernen. Allein im größten Automarkt der Welt China will der VW-Konzern in diesem Jahr deutlich über zwei Millionen Autos verkaufen.

Dabei soll es künftig keine speziellen Modelle mehr geben, die ausschließlich für den chinesischen Markt entwickelt werden, sagte VW-China-Chef Karl-Thomas Neumann in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ (Freitag). „Unsere Kunden schätzen europäisches Design. Deshalb nehmen wir weltweit eingesetzte Konzernmodelle und statten sie mit vielen speziellen Details aus“, sagte der Manager.

Seit einigen Tagen machen zudem wieder Gerüchte um die Neuauflage einer Klage gegen das VW-Gesetz die Runde. Die EU-Kommission in Brüssel wollte sich am Freitag noch nicht dazu äußern, ob und wann sie erneut beim Europäischen Gerichtshof gegen das Gesetz klagt. „Das ist ein seit langem offener Fall und wir sagen nicht im Voraus, ob wir darüber entscheiden“, sagte eine Sprecherin. Die Kommission hatte früher schon erklärt, sie halte die Sperrminorität von 20 Prozent nach wie vor für rechtswidrig. Damit hat das Land Niedersachsen einen entscheidenden Anteil bei dem Autobauer. Die Regelung ist inzwischen auch in der Satzung verankert.

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