Tarifkonflikt bei der Bahn: Die Lokführer stellen sich quer

Die Gewerkschaft pocht auf einen eigenen Tarifvertrag und kündigt neue Warnstreiks an.

Berlin/Frankfurt. Zwischen Berlin und Frankfurt liegen gut vier ICE-Stunden, doch die Verhandler an beiden Orten trennten gestern Welten. Während ein neuer Tarifvertrag für 134 000 Bahn-Beschäftigte mit den Gewerkschaften Transnet und GDBA bei den Gesprächen in der Hauptstadt wahrscheinlicher wurde, herrscht zwischen der Unternehmensführung und den Lokführern nach einem Spitzengespräch in der Mainmetropole dicke Luft.

Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Manfred Schell, ließ seinem Ärger nach einer zweieinhalbstündigen Unterredung mit Bahnchef Hartmut Mehdorn freien Lauf - und kündigte umgehend neue Warnstreiks in der kommenden Woche an. Die beiden anderen Bahngewerkschaften kritisierten dies und sprachen vom falschen Kurs.

Die Bahn will jedoch den einheitlichen Tarifvertrag für alle Beschäftigten auf keinen Fall preisgeben. Dies wäre ein Dammbruch. "Dann kämen die Stellwerker und dann die nächsten und wollten auch einen eigenen Tarifvertrag, dann können wir gleich einpacken", sagt ein Insider.

Weiter kamen die Verhandlungsdelegationen in Berlin. Dort legte die Bahn der Tarifgemeinschaft von Transnet und GDBA ein neues Angebot vor: 3,4 Prozent mehr Lohn Anfang 2008 und 450 Euro statt zuvor gebotener 300 Euro Einmalzahlung für die zweite Jahreshälfte 2007. "Das reicht noch nicht", sagt Verhandlungsführer Alexander Kirchner - aber am Sonntag wird weiterverhandelt.

Gehälter Für Lokführer fordert die GDL ein Anfangsentgelt von 2500 Euro und für Zugbegleiter von 2180 Euro. Das sind 500 Euro bzw. 400 Euro mehr als bisher. Mitarbeiter im Gastro-Bereich sollen künftig 1820 Euro bekommen. Darüber hinaus sollen Berufserfahrung und Konzernzugehörigkeit stärker berücksichtigt werden.

Zulagen Das Urlaubsgeld, die Samstagszulage und die Leistungszulagen für Lokführer sollen Bestandteil des Entgeltes werden. Nacht-, Sonntags- oder Feiertagsarbeit, aber auch Schichtzulagen und das Weihnachtsgeld sollen dagegen auch künftig erhalten bleiben.

Leistungsprämien Für das Fahrpersonal soll es Leistungsprämien geben, das Gastropersonal und die Zugbegleiter sollen weiterhin am Umsatz beteiligt werden.

Arbeitszeit Es soll ein verbindlicher Jahresruhetagsplan eingeführt werden, damit die Beschäftigten besser planen können. Pausen sollen mindestens 15 Minuten dauern.

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